Der Widerstand des Vatikans gegen den Nationalsozialismus war deutlich stärker als
bislang bekannt. Das geht aus Akten des vorzeitig geöffneten Vatikan-Archivs hervor,
in die der Direktor der "Kommission für Zeitgeschichte", Karl-Joseph Hummel, als einer
der ersten Zeithistoriker Einblick nehmen konnte. "Ende 1938 plante der Vatikan, den
Nationalsozialismus in einer weltweit abgestimmten Aktion anzugreifen. Nur auf Bitten
deutscher Bischöfe, die unkalkulierbare Vergeltungsmaßnahmen fürchteten, ist diese
Aktion unterblieben", sagte der Bonner Wissenschaftler in einem Interview mit dem
Magazin G/Geschichte. Auch das Zerrbild von Pius XII. als dem "Papst, der geschwiegen
hat", hält, so Hummel, den Forschungsergebnissen nicht stand. Hummel wörtlich: "Die
Rettung von drei Vierteln der etwa 8000 römischen Juden vor der Vernichtung ist wesentlich
auf das Eingreifen von Pius XII. zurückzuführen." (29.07.05 pm wh)