Als "sinnlose Akte" hat Papst Benedikt XVI. die Attentate in Scharm el Sheich von
heute Nacht verurteilt. In einem Telegramm an die "zivilen und kirchlichen" Autoritäten
Ägyptens, das die Unterschrift von Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano trägt, heißt
es, der Papst rufe alle dazu auf, den "Weg der Gewalt" zu verlassen, der den Zivilpersonen
soviel Leid bringe, und stattdessen auf dem Weg des Friedens zu gehen. Benedikt sei
"tief traurig" gewesen, als er von den Anschlägen erfuhr, heißt es in dem Telegramm
weiter. Bei Bombenanschlägen im Tourismusort Scharm el Sheich sind in der vergangenen
Nacht mindestens 83 Menschen ums Leben gekommen. Bis zu 200 weitere wurden verletzt,
als Sprengsätze auf dem Basar, im Ghazala Hotel und vor dem "Hard Rock Café" explodierten.
Man muss nach Angaben von Ärzten aber noch mit weit steigenderen Opferzahlen rechnen.
Auf islamistischen Internetseiten tauchten inzwischen zwei Bekennerschreiben auf.
Demnach behaupten die Gruppen "Organisation der Al Kaida im Morgenland und in Ägypten"
sowie die "Abdullah-Assam-Brigaden" die Attentate verübt zu haben. Die Echtheit der
Erklärungen konnte bislang nicht bestätigt werden. Scharm el Scheich ist neben seiner
Eigenschaft als Tourismushochburg auch ein symbolträchtiger Ort, schließlich fanden
dort mehrmals internationale Friedenstreffen für den Nahen Osten statt. Der Gesandte
des Papstes in Ägypten, Nuntius Erzbischof Marco Dino Brogi, vermutet hinter dem Anschlag
keine Attacke gegen westliche Ausländer. Schließlich, so der Vatikandiplomat, sei
dieser Anschlag ja auch nicht der erste in der arabischen Republik: "Damals
in Taba, das war wohl eher ein Angriff auf Israelis. Es liegt ja schließlich direkt
an der Grenze. Wir können sagen, dass das ein gewollt antiisraelischer Angriff war.
Aber das, was in Kairo und jetzt heute Nacht passiert ist, sind Angriffe auf den Tourismus,
also Angriffe, die die Regierung destabilisieren wollen, indem man sie an der ersten
finanziellen Einnahmequelle für diesen Staat trifft. Es ist also eine Attacke gegen
die Regierung. Aber die direkten Opfer sind dann eben Touristen. Es ist schwer zu
sagen, ob es sich um einen ausgesprochenen Angriff gegen Ausländer handelt - oder
ob sie nur Opfer wurden, weil sie eben Touristen waren, die hier her kamen und diesem
Land ihr Geld brachten."