Pünktlich zum Verkaufsstart des sechsten Bandes der Harry-Potter-Saga am kommenden
Samstag kursieren die ersten Schlagzeilen "Papst gegen Zauberlehrling". Der kleine
Magier von Joanne K. Rowling verführe die Jugendlichen, sei subtil und - noch schlimmer
- "anti-christlich". Doch aktuell hat sich Papst Benedikt noch gar nicht geäußert. Die
italienischen Zeitungsberichte beziehen sich lediglich auf zwei kurze Briefe, die
Joseph Ratzinger vor zwei Jahren als Präfekt der Glaubenskongregation an die deutsche
Potter-Kritikerin Gabriele Kuby geschrieben hat. Der Kardinal bedankte sich am 7.
März 2003 für ein Exemplar ihres Buches "Harry Potter - gut oder böse?". Autorin Kuby,
konvertierte Katholiken und studierte Soziologin zitiert das kurze Schreiben des Kardinals
auf ihrer Homepage: "Es ist gut, dass Sie in Sachen Harry Potter aufklären, denn dies
sind subtile Verführungen, die unmerklich und gerade dadurch tief wirken und das Christentum
in der Seele zersetzen, ehe es überhaupt recht wachsen konnte". In einem zweiten Schreiben
vom 27. Mai 2003 habe Ratzinger ihr dann gestattet, sich auf sein "Urteil über Harry
Potter zu berufen". Kubys Kritik zusammengefasst: Harry Potter sei kein modernes
Märchen, da im Märchen Zauberer und Hexen eindeutig Gestalten des Bösen seien. Der
Held befreie sich mit Tugenden aus deren Macht. Bei Harry Potter gebe es dagegen niemanden,
der eindeutig das Gute wolle. Potter-Schöpferin Rowling glorifiziere mit ihrem Zauberlehrling
die Magie. Harry Potter sei "ein Vergehen an der jungen Generation", die "schulische
Indoktrination" mit Harry Potter sei intolerant und gegen "den Geist unserer Verfassung".