Deutschland: Lehmann, G8-Staaten haben Verantwortung
Ab Morgen tagen im schottischen Gleneagles die Staats- und Regierungschefs der führenden
Industrienationen und Russlands. Wirtschaft und Entwicklung in den ärmsten Ländern
- vor allem in Afrika - wird bei diesem G8-Gipfel eine besondere Rolle spielen. Die
Politiker sollen eine Dynamik in Gang setzen, um die weltweite Armut zu überwinden,
fordert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann.
Vom
Gipfel muss das Signal ausgehen, dass die Industrieländer ihre Aufgabe ernst nehmen,
erklärte der Mainzer Kardinal heute in Bonn. Dem Schuldenerlass für die 18 ärmsten
Länder der Erde müssten weitere Schritte folgen. Die Entwicklungsstaaten bräuchten
ein "dauerhaft tragfähiges Schuldenniveau" und finanzielle Freiräume für die eigene
wirtschaftliche und soziale Weiterentwicklung. "Unfaire Praktiken" der Industrienationen,
"besonders im Agrarbereich" müsssen laut Lehmann ein Ende haben. Wenn sich eine schwächere
Volkswirtschaft an die Strukturen des Weltmarkts anpassen muss, darf nicht gleichzeitig
der Zusammenbruch der heimischen Ökonomie heraufbeschworen werden. Lehmann betonte
aber auch die Eigenverantwortung der armen Länder. Deren Regierungen seien selbst
gefordert, für "stabile und gerechte Verhältnisse" zu sorgen, Strukturreformen seien
vielfach notwendig. Aber - so Lehman - seitens der Industrieländer müssen "den Ankündigungen
Taten folgen". Die Ausgaben für Entwicklungshilfe müssten erhöht werden, die Zielvorgabe
von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts "nicht auf spätere Zeiten hinausgeschoben
werden". Das sei "Ausdruck der internationalen Verantwortung Deutschlands und der
anderen Insdustriestaaten", bekräftigte Lehmann - trotz der Probleme im eigenen Land. (pm
05.07.05 bp)