Nach der Umwandlung in eine politische Partei haben die ehemaligen Hutu-Rebellen in
Burundi die erste Parlamentswahl seit zwölf Jahren gewonnen. Auf die "Streitkräfte
zur Verteidigung der Demokratie" (FDD) entfielen nach vorläufigen Ergebnissen 60 bis
80 Prozent der Stimmen, wie der Leiter der Wahlkommission im staatlichen Rundfunk
mitteilte. Fünf Jahre nach dem Friedensabkommen zur Beilegung des Bürgerkriegs wächst
nun die Hoffnung auf eine Versöhnung zwischen der Hutu-Mehrheit und der Minderheit
der Tutsi, die Politik, Armee und Gesellschaft jahrzehntelang dominierten. Dennoch
will in Burundi keine rechte Freude über das Wahlergebnis aufkommen, sagt der Xaverianerpater
Claudio Marano, der seit vielen Jahren Missionar in der Hauptstadt Bujumbura ist.
"Wir hofften auf einen größeren Zustrom von Wählern, auf ein Klima der Freude
und Hoffnung. Das alles ist ausgeblieben, weil die Menschen müde waren; nicht zuletzt
auch wahl-müde, denn dies waren die dritten Wahlen in wenigen Monaten. Vom Ergebnis
der Wahlen sind nicht alle begeistert. Die Menschen erwarteten sich mehr Verständnis,
mehr Dialog zwischen den Parteien, was sich bisher nicht abzeichnet. So steht das
Land vielleicht abermals vor harten Zeiten, denn nach 12 Jahren Bürgerkrieg stehen
heute Racheakte und Ungerechtigkeiten aller Art auf dem Tagesprogramm." Dennoch
werden die Wahlen das Land politisch voranbringen, glaubt Marano. "Bestimmt
- denn die Politik ist gezwungen, das zu tun. Bisher hat Burundi alles ertragen, Kriege,
Diktaturen und Übergangsphasen. Hier haben wir es mit dem zweiten Anfang der Demokratie
zu tun – der erste Anfang der Demokratie ging 1993 mit einem Staatsstreich zu Ende.
Mit dem Unterschied, dass es damals niemanden gab, der Burundi und seiner Regierung
beistand. Heute gibt es die Kräfte der UNO und das internationale Interesse." Im
August wird sich das neue burundische Parlament daran machen, einen Präsidenten zu
bestimmen. (ap/rv 05.07.05 gs)