Paraguay, der kleine Riegel-Staat zwischen Brasilien und Argentinien, hat seinen ersten
Indio-Priester - seit diesem Juni. Nachrichten wie diese machen erst bewußt, wie schleppend
die so genannte "Inkulturation" immer noch ist. Liegt das vielleicht auch daran, dass
Inkulturation zu oft als Einbahnstraße wahrgenommen wird? Also, als müßte das Evangelium
in die jeweilige Kultur mühsam hineingestülpt werden... Eine neue "teologia indigena",
also "einheimische Theologie", versucht, den Spieß umzudrehen. Sie geht von der Kultur
vor Ort aus. Oblaten-Pater Michael Fritz, der in Paraguay Missionar ist, erklärt:
"Die "Indigenas" haben seit Jahrtausenden eine ganz starke Gotteserfahrung. Es
gibt eigentlich kein Volk ohne Religion. Nur wurde das oft von der offiziellen Kirche
nicht wahrgenommen, sondern man glaubte sogar, ganz von vorn anfangen zu müssen. Und
diese Erfahrung versuchen wir aufzuarbeiten und wieder zu bewerten, in neuem Licht
zu sehen. Das können nur die Indigenas selbst machen, dass sie ihre Tradition wahrnehmen,
schätzen und im neuen Licht des Evangeliums von Jesus Christus neu interpretieren
und bereichern. Die Leute, die die Theologie aus westlicher Sicht studiert haben,
haben dabei allerdings eine sehr wichtige Brückenfunktion. Wir haben die große Hoffnung,
dass jetzt Mitglieder der Ureinwohner-Völker dadurch leichteren Zugang kriegen können
und dass wir in Zukunft also wirklich der Kirche hier - vor allem im Chaco, wo die
Hälfte der Bevölkerung Indigenas sind - immer mehr ein Indigena-Gesicht geben können." (rv
01.07.05 sk)