Papstmesse zu Peter und Paul - neue Erzbischöfe - "Katholisch heißt nicht einförmig"
Peter und Paul, das Fest der römischen Stadtpatrone: Bei einer Meßfeier in der Peterskirche
hat Papst Benedikt XVI. heute über dreißig Erzbischöfen das Pallium um die Schultern
gelegt, Zeichen ihrer Metropoliten-Würde. Ein großes Stelldichein der Weltkirche,
an dem auch wieder eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel
teilnahm. In seiner Predigt bekräftigte der neue Papst: Katholizität bedeutet weltweite
Familie, geeint, aber vielfältig. Draußen Hitze, drinnen in St. Peter gesammelte
Stimmung. Der spätantike Bronze-Petrus in der Basilika trägt heute die Tiara, der
echte Papst dagegen einfach die Bischofs-Mitra. Liturgische Farbe ist rot, Andenken
an das Blut der Märtyrer Petrus und Paulus in Rom. Feierlich gewandet ist die orthodoxe
Delegation, die den Papst mit Ringkuß begrüßt - später wird sie mit ihm zu Mittag
essen. 32 Erzbischöfe bekommen aus der Hand des Heiligen Vaters ihr Pallium. Unter
ihnen ist, klein und zufrieden blickend, Erzbischof Dziwisz von Krakau, langjähriger
Schatten von Johannes Paul. Mit ihm sind auch noch mal die Schwestern aus dem früheren
päpstlichen Haushalt von Polen nach Rom gekommen - sie, die Jahrzehnte wie "unsichtbar"
waren, knien jetzt in der ersten Reihe. Für Dziwisz gibt es immer wieder Beifall in
der Basilika. Ein 33. Erzbischof, der von Ljubljana, konnte nicht kommen, er erhält
das Pallium im heimischen Slowenien überreicht. Das charakteristische Schulterband
der Erzbischöfe erhält heute aber auch, etwas außerhalb der Reihe, Kardinalstaatssekretär
Sodano - als neuer Dekan des Kardinalskollegiums. In seiner Predigt meint Papst
Benedikt: "Das Fest der heiligen Apostel Petrus und Paulus ist ein feierliches Bekenntnis
zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Es ist vor allem ein Fest
der Katholizität. Das Zeichen des Pfingstfestes – die neue Gemeinschaft, die in allen
Sprachen spricht und alle Völker in einem einzigen Volk vereint, in einer einzigen
Familie der Kirche – ist Realität geworden. Unsere liturgische Versammlung, in der
Bischöfe aus allen Teilen der Welt, Menschen verschiedenster Kulturen und Nationen
versammelt sind, ist ein Bild der Familie der Kirche, die auf der ganzen Erde verteilt
ist. Fremde sind zu Freunden geworden; jenseits aller Grenzen sehen wir uns als Geschwister." Katholizität
- das sei die schon erreichte. Aber auch die, zu der die Christen immer neu aufbrechen
müssten, so Papst Ratzinger. "Katholizität bedeutet Universalität – Vielfalt, die
zur Einheit wird. Einheit, die trotzdem Vielfalt bleibt. Wie Irenäus von Lyon, der
wahre Begründer katholischer Theologie, es sagte: Die Kirche Germaniens hat nicht
einen anderen Glauben oder eine andere Tradition, auch nicht die in Spanien, in Gallien,
Ägypten, Lybien, im Osten, im Zentrum der Erde; wie die Sonne als Geschöpf Gottes
eine einzige ist und die gleiche auf der ganzen Erde, so strahlt auch das Licht der
wahren Verkündigung überall und erleuchtet die Menschen, die zur Erkenntnis der Wahrheit
gelangen wollen“. Katholizität und Einheit gehören zusammen. Und die Einheit hat
einen Inhalt: den Glauben, den die Apostel uns von Christus her übermittelt haben." Ein
besonders herzlicher Gruß des Papstes dann an die orthodoxen Brüder, die an der Feier
in St. Peter teilnehmen: "Wir teilen zwar noch nicht die Interpretation des Petrusdienstes
- aber wir sind geeint in der apostolischen Sukzession, im Bischofsamt und im Sakrament
des priesterlichen Dienstes. Wir teilen den Glauben der Apostel, wie ihn die großen
Konzilien ausgelegt haben. In einer Welt voller Skepsis und Zweifel, aber reich an
Gottes-Sehnsucht, sehen wir unsere gemeinsame Mission: Christus bezeugen und der Welt
helfen, damit sie glaube. Bitten wir den Herrn um unsere sichtbare Einheit, damit
der Glanz der Wahrheit wieder strahle vor der Welt." Eine sehr katholische Feier
heute in St. Peter - und gleichzeitig ökumenisch. Benedikt XVI. sieht da keinen Widerspruch. (rv
29.06.05 sk)