Vatikan/Italien: Breites Echo auf Papstbesuch im Quirinal
Der Besuch von Papst Benedikt XVI. im Quirinalspalast gestern Vormittag hat breites
Echo in der italienischen Öffentlichkeit gefunden. Nicht nur, dass es die große Nachricht
in allen Fernseh- und Radio-Sendungen war, das ganze Ereignis wurde auch live im italienischen
Fernsehen übertragen. Kurz nach dem Besuch kommentierten bereits erste Politiker den
Besuch - im Zentrum der Äußerungen steht die Frage nach der Laizität des Staates,
die in den Ansprachen von Papst Benedikt und Präsident Ciampi angeklungen waren. Aber
auch die Frage nach den christlichen Wurzeln Europas. Der frühere EU-Kommissionspräsident
und derzeitige Wahlkämpfer in Italien, Romano Prodi, sagt, die christlichen Wurzeln
Europas und da auch Italiens seien unverzichtbar: "Ich denke, die Wurzeln werden
sie niemals vergessen! Ich zweifle daran nicht im geringsten! Ich habe mit großer
Leidenschaft am Problem der Erwähnung der christlichen Wurzeln Europas in der EU-Verfassung
gearbeitet. Und das war nur wegen der Tradition in der Vergangenheit einzelner Staaten
nicht möglich." Ein anderes Thema des Papstes in seiner Ansprache gestern Vormittag
waren der Lebensschutz und die Familie gewesen. Auch hier gibt es natürlich breiteste
Reaktionen - schließlich war die katholische Kirche wegen ihres Eintretens gegen das
jüngste Referendum zur künstlichen Befruchtug in Italien von manch einer Seite scharf
kritisiert worden. Das Thema Familie, das der Papst ansprach, ist in Europa gerade
ein viel diskutiertes: Schließlich geht es in Spanien gerade um die Verabschiedung
eines Gesetzes, das die so genannte Homo-Ehe einführen würde. Der Europapolitiker
Rocco Buttiglione sagt auf die Ansprache des Papstes hin: Wir müssen die Familie,
die auf die Ehe von Mann und Frau gegründet ist, verteidigen: "Die Familie hat
eine fundamentale soziale Bedeutung! Es geht darum, Kinder zur Welt zu bringen und
sie zu erziehen. Andere Formen des Zusammenlebens haben diesen Auftrag nicht und können
der Familie daher auch nicht gleichgestellt werden. Wenn man das macht, dann bedeutet
das, dass man in der Gesellschaft die Klarheit über den Wert der Familie verdunkelt." (rv
25. 6. 05 lw)