Es ist wohl nur eine zufällige zeitliche Koinzidenz: Der vatikanische Ökumene-Kardinal
Walter Kasper ist zu Gesprächen mit der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau, was
bis gestern noch geheim war. Und gleichzeitig beraten im Vatikan katholische Hilfswerke
über die Ukraine – hier zeigt sich der Konflikt zwischen Vatikan und der russisch-orthodoxen
Kirche am Deutlichsten. Der Priester Leo Lemmens ist Sekretär der Vereinigten Katholischen
Hilfswerke; er sagte uns: „Die katholische Kirche in der Ukraine ist lebendig und
groß, mit mehr als 5 Millionen Gläubigen – Tendenz steigend. Sie ist vor allem auf
die West-Ukraine konzentriert, aber Katholiken gibt es natürlich auch in den anderen
Landesteilen verstreut. Wir sprechen jetzt über die Ukraine, weil es mit Juschtschenkos
Weg an die Macht eine wichtige demokratische Wende im Land gegeben hat. Darüber wollen
die Hilfsverbände nachdenken, um zu begreifen, wie weit das wirklich geht. Zweitens
braucht die Kirche in der Ukraine viel Hilfe, weil sie erst nach dem Fall des Sowjet-Systems
wieder auf die Beine kommen konnte. Das ist für die Verbände also ein wichtiges Feld
der Hilfe. Und dabei müssen sie ein delikates Problem im Auge behalten, das uns zu
spezifischen Entscheidungen zwingt: Ich meine die schwierige Beziehung der griechisch-katholischen
Kirche der Ukraine zu den verschiedenen orthodoxen Kirchen im Land.“ (rv 21.06.05
sk)