Vatikan: ÖRK-Präsident wirbt für gemeinsame Basisarbeit
347 Kirchen in 120 Ländern vertritt er - Samuel Kobia, Generalsekretär des Weltkirchenrats,
kurz ÖRK. Die katholische Kirche hat Beobachterstatus im ÖRK, doch seit 40 Jahren
gibt es eine gemeinsame Arbeitsgruppe. Der Methodist Samuel Kobia, gebürtiger Kenianer,
hat diese Woche den Vatikan besucht - sozusagen der Antrittsbesuch bei Papst Benedikt.
Dessen erste Ökumene-Bekenntnisse haben Kobia überzeugt: "Ich möchte ganz klar
zum Ausdruck bringen, ich möchte sagen, dass ich diese Position zutiefst schätze
und anerkenne. Und ich möchte ihm gegenüber unterstreichen, dass wir wirklich bereit
sind, daran mitzuarbeiten und zusammenzuarbeiten - für eine große Einheit zwischen
Christentum und den Kirchen in der Welt." Gerade in den Fragen von Glaube und
Kirchenverfassung arbeiten die Kirchen eng zusammen. Kobia wünscht sich noch nähere
Zusammenarbeit, zum Beispiel auch im Bereich "Gerechtigkeit und Frieden". Gerade in
Afrika könnten die Kirchen gemeinsam hier noch mehr erreichen. "Ich würde gerne
eine ökumenische Evangelisierung angehen. Es gibt nämlich Situationen, zum Beispiel
im Südsadan, wo verschiedene Konfessionen zusammenarbeiten, die katholische Kirche
eingeschlossen. Das kann wirklich ein sehr konkretes Zeugnis sein, zum Beispiel auch
für die Neubekehrten. Ökumene kann so wahrgenommen werden - als wirkliche Arbeit an
der Basis."
Neben dem Generalsekretär gibt es im ÖRK acht Präsidenten aus
verschiedenen Kontinenten und Bereichen. Einer ist der deutsche Eberhardt Renz, evangelischer
Landesbischof in Württemberg. Sein Fazit beim Rombesuch: "Wir haben jetzt zum
Beispiel festgestellt, dass die Taufe ein ganz wichtiges Sakrament ist, das wir -
weil wir so lange über das Abendmahl gesprochen haben - ein wenig vergessen haben.
Es geht ja nicht darum, nur eine spirituelle Einheit zu wünschen, oder zu fordern,
sondern es geht um die Frage, wie wir sie auch leben. Für mich ist ganz klar, dass
die Einheit deshalb notwendig ist, weil wir sonst unsere Glaubwürdigkeit als Boten
Jesu Christi, als Prediger des Evangeliums verlieren. Wie soll die Welt verstehen,
wenn wir uns selbst streiten, dass das was wir sagen wollen auch Gewicht für alle
anderen hat." (rv 17.06.05 bp)