Hat Papst Benedikt XVI. die Schweiz wegen der Abstimmung über gleichgeschlechtliche
Partnerschaften gerügt? Manche Beobachter zumindest deuteten die päpstlichen Äußerungen
in diese Richtung. Beim gestrigen Antrittsbesuch des neuen Schweizer Botschafters
beim Heiligen Stuhl, Jean-Francois Kammer, sprach Benedikt von "neuen Gesetzen", die
den Respekt vor dem Leben und der Familie berührten, und die auch unter dem Druck
eines Teils der öffentlichen Meinung zustande gekommen seien. Ein Rüffel? Aber nein,
sagt der Schweizer Botschafter gegenüber Radio Vatikan. "Das sehen wir nicht
ganz so. Der Papst hat festgestellt, dass im gesellschaftlichen Bereich gewisse Länder
Fortschritte oder Entwicklungen durchgemacht haben in der letzten Zeit, die möglicherweise
nicht ganz mit der traditionellen Doktrin der katholischen Kirche zu vereinbaren sind.
Ich denke, das war eine Gelegenheit für den Papst, die offizielle Position der Kirche
dort erneut zu betonen. Diese entspricht auch den Vorstellungen eines wichtigen Teils
unserer Landsleute, und das heißt eben gerade, die Bedeutung der Familie hervorzuheben."
Die Schweizer Bischöfe würden weiterhin zu heiklen politischen Fragen Stellung
beziehen, hatte Benedikt dem neuen Botschafter weiter gesagt. Ob er damit die nicht-katholischen
Schweizerinnen und Schweizer - die in der Eidgenossenschaft in der Mehrzahl sind -
vor den Kopf stößt? Kammer betont demgegenüber, "dass es jeder Kirche in der
Schweiz freisteht, ihre Meinung zu Themen zu äußern, die den Alltag unserer Mitbürgerinnen
und Mitbürger betreffen. In dem Sinn hat Papst Benedikt nur die bekannte Position
der katholischen Kirche wiederholt." (rv 17.06.05 gs)