Mexiko: Kirche befürchtet kolumbianische Verhältnisse
Allein in den ersten fünf Monaten dieses Jahres sind in Mexiko rund 550 Menschen der
Gewalt im Drogenmilieu zum Opfer gefallen. Nach der Ermordung des erst neu ernannten
Polizeichefs in der nordmexikanischen Grenzstadt Laredo fürchtet die Kirche jetzt
kolumbianische Verhältnisse. "Wenn die Drogenbosse schalten und walten können
wie sie wollen, dann herrschen in Mexiko bald kolumbianische Verhältnisse." Der Vorsitzende
der mexikanischen Bischofskonferenz, José Guadalupe Martin Rábago, wollte den Teufel
nicht an die Wand malen. Doch sah er sich am Wochenende angesichts der eskalierenden
Gewalt vor allem entlang der Grenze zu den Vereinigten Staaten nun schon zum vierten
Mal in kurzer Zeit gezwungen, an die Politiker und die gesamte Öffentlichkeit zu appellieren,
die Bedrohung endlich ernst zu nehmen. Immer mehr dirigieren die Drogenbarone das
öffentliche Leben. Ihr Einfluss geht inzwischen soweit, dass sie unliebsame Inhaber
öffentlicher Posten einfach aus dem Weg räumen. So wurde vergangene Woche der neu
ernannte Polizeichef von Laredo ermordet. Der Primas der mexikanischen Kirche, Kardinal
Norberto Rivera Carrera, warnte am Sonntag auch davor, sich von Statistiken blenden
zu lassen. Er rief die gesamte Bevölkerung auf, ein Ambiente der Sicherheit zu schaffen.
Am Samstag startete die Regierung von Präsident Vicente Fox eine neue Initiative
gegen die Gewalt. Unter dem Motto „Sicheres Mexiko“ sind die Ministerien des Inneren,
der Verteidigung , der Marine und des Handels an der Aktion beteiligt. (rv 14.
6. 05 tt)