Anhaltende Unruhen in Äthiopien: Es sind vor allem Studenten, die gegen die Regierung
auf die Straße gehen. Ihr Vorwurf: Das Regierungsbündnis von Premier Meles Zenawi
verzögere die Bekanntgabe der Wahlergebnisse vom 15. Mai – und manipuliere das Resultat.
Mindestens 26 Menschen sind bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften schon umgekommen.
Emilio Manfredi wurde als Journalist des Internetdienstes Peacereporter in Addis Abeba
fest genommen – und dann wieder frei gelassen. Das hat er zu berichten: „Schon
Anfang der Woche ist die Lage eskaliert. Die Studenten haben protestiert – weil sie
es leid waren, dass die Bekanntgabe der Ergebnisse immer wieder rausgeschoben wurde
– mittlerweile vom 8. Juni auf den 8. Juli. Die Polizei ist sofort eingeschritten
und hat über 500 Leute verhaftet. Von diesem Moment an hat sich die Unruhe in der
ganzen Stadt ausgebreitet. Hinter den Protesten steckt nicht etwa die Opposition -
die versucht, die Situation unter Kontrolle zu halten. Aber die Leute sind des Militärregimes
von Zenawi so überdrüssig. Eine wichtige bewaffnete regionale Gruppierung hat die
Menschen aufgerufen, einen Sieg der Regeierung keinesfalls hinzunehmen. Aus der Hauptstadt
wissen wir fast sicher, dass bis zu 95 Prozent der Menschen für das Oppositionsbündnis
gestimmt haben. Ganz sicher ist die Opposition von 12 Sitzen im letzten auf mindestens
200 Sitze im künftigen Parlament geklettert. Jetzt hat die Regierung nur noch die
Möglichkeit, die realen Ergebnisse anzuerkennen – oder sich mit Gewalt an die Macht
zu klammern.“ (rv 10.06.05 hr)