Wohnt Gott im Internet? Durchaus, sagt die katholische Kirche. Man muss ihn nur sichtbar
machen. Wie das gehen kann, darüber haben sich diese Woche in Rom christliche Webmaster
auf einer internationalen Konferenz den Kopf zerbrochen. Pionierland der Internet-Seelsorge
ist übrigens die Schweiz, wo das Portal www.seelsorge.net seit zehn Jahren Menschen
in seelischer und moralischer Not zur Seite steht. Geschäftsführer ist Hans Peter
Murbach aus Zürich, der an der Konferenz in Rom teilnahm. „Vor zehn Jahren
fand das wenig Akzeptanz, heute aber sehr viel. Der Tenor ist, es ist sehr gut, dass
man für kirchliche Zwecke das Feld nicht anderen überlässt. Außerdem wird in der Schweiz
begrüßt, dass unser Dienst ökumenisch ist. Drittens ist heute das Verständnis da,
es ist besser, lieber doch auf diesem Weg noch jemanden, der kirchenfern ist, aufzufangen
als ihn sich selbst oder anderen, nicht-kirchlichen Diensten zu überlassen. Aus diesen
drei Gründen ist die Akzeptanz heute sehr hoch.“ Seelsorge per E-Mail ist kein
Ersatz, sondern eine Ergänzung zur klassischen Seelsorge, betont Murbach. Das gelte
auch für die Seelsorge via SMS, also Kurzbotschaften per Handy. "Beim SMS muss
man sehr schnell auf den Punkt kommen. Diesen Dienst nutzen vor allem Jugendliche,
denn SMS ist unter Jugendlichen sehr verbreitet, die sind es auch gewohnt, mit Abkürzungen
zu arbeiten und schnell zu schreiben. Bei der SMS-Seelsorge sind die Anfragen weniger
schwierig und komplex, es sind einfachere Probleme, die man mit wenigen SMS hin und
her lösen kann." Für das Portal www.seelsorge.net arbeiten rund 30
katholische und reformierte Theologen sowie Seelsorger, fast alle ehrenamtlich. Im
Vorjahr betreute das Team etwa 1.600 Menschen, die elektronisch um seelsorgerlichen
Rat baten. (rv 10.06.05 gs)