2005-06-09 10:04:26

Italien: Ärzte für Enthaltung


Die italienische Kirche sammelt ihre Truppen: Drei Tage vor der nationalen Volksabstimmung über Bioethik hat sie jetzt auch wichtige Ärztevertreter auf ihrer Seite. Die Kirche drängt zu einem Boykott des Referendums; das italienische Bioethik-Gesetz sei akzeptabel, Änderungen, die das Referendum zustandebringen könnte, würden das Gesetz aus Kirchensicht nur verschlimmern. Dass die Kirche zum Boykott einer demokratischen Abstimmung aufruft, läßt in Italien aber viele Kritiker auf den Plan treten. Jetzt haben sich 200 Forscher und Ärzte dem Nicht-Votum der Kirche angeschlossen. Einer von ihnen ist Luigi Frati, Präsident des nationalen Verbands von medizinischen Fakultäten: "Ich werde nicht abstimmen, weil man über das Leben selbst nicht abstimmen kann. Zu bestimmten Fragen etwa der Moral macht man einfach kein Referendum, weil sie das Gewissen der Personen betreffen. Auch per Gesetz würden die Experimente eines Doktor Mengele niemals legitim sein... Natürlich stehen hinter dem Drängen, dass die Forschung an embryonalen Stammzellen erlaubt wird, auch wirtschaftliche Interessen. Das schockt mich aber gar nicht mal so sehr. Sowas muß die öffentliche Gewalt in die Balance bringen. Aber seien wir doch ehrlich: Es gibt keinen klinischen Nachweis, dass embryonale Stammzellen wirklich effizient sind für Therapien. Einen solchen Nachweis gibt es dagegen für so genannte adulte Stammzellen und für die Nabelschnur."
Das Referendum zu mehreren bioethischen Fragen, darunter Stammzellforschung, wird am Sonntag und Montag gehalten. Während die italienischen Bischöfe Boykott fordern, geht der Papst in seinen Äußerungen nicht ganz so weit.
(rv 08.06.05 sk)







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