Die italienische Kirche sammelt ihre Truppen: Drei Tage vor der nationalen Volksabstimmung
über Bioethik hat sie jetzt auch wichtige Ärztevertreter auf ihrer Seite. Die Kirche
drängt zu einem Boykott des Referendums; das italienische Bioethik-Gesetz sei akzeptabel,
Änderungen, die das Referendum zustandebringen könnte, würden das Gesetz aus Kirchensicht
nur verschlimmern. Dass die Kirche zum Boykott einer demokratischen Abstimmung aufruft,
läßt in Italien aber viele Kritiker auf den Plan treten. Jetzt haben sich 200 Forscher
und Ärzte dem Nicht-Votum der Kirche angeschlossen. Einer von ihnen ist Luigi Frati,
Präsident des nationalen Verbands von medizinischen Fakultäten: "Ich werde nicht abstimmen,
weil man über das Leben selbst nicht abstimmen kann. Zu bestimmten Fragen etwa der
Moral macht man einfach kein Referendum, weil sie das Gewissen der Personen betreffen.
Auch per Gesetz würden die Experimente eines Doktor Mengele niemals legitim sein...
Natürlich stehen hinter dem Drängen, dass die Forschung an embryonalen Stammzellen
erlaubt wird, auch wirtschaftliche Interessen. Das schockt mich aber gar nicht mal
so sehr. Sowas muß die öffentliche Gewalt in die Balance bringen. Aber seien wir doch
ehrlich: Es gibt keinen klinischen Nachweis, dass embryonale Stammzellen wirklich
effizient sind für Therapien. Einen solchen Nachweis gibt es dagegen für so genannte
adulte Stammzellen und für die Nabelschnur." Das Referendum zu mehreren bioethischen
Fragen, darunter Stammzellforschung, wird am Sonntag und Montag gehalten. Während
die italienischen Bischöfe Boykott fordern, geht der Papst in seinen Äußerungen nicht
ganz so weit. (rv 08.06.05 sk)