Die Bischöfe drängen die Politiker, jetzt klare Entscheidungen zu treffen. Das Parlament
solle bei seiner Tagung in Sucre heute den Weg zu Neuwahlen freimachen, raten die
Bischöfe in einem Statement. Damit treten sie auch dafür ein, dass die Abgeordneten
den Rücktritt von Präsident Carlos Mesa annehmen.
Bolivien ist das ärmste Land
von Lateinamerika. Seit Jahren gärt es unter der Indio-Bevölkerung; sie wirft der
Elite von La Paz den Ausverkauf der natürlichen Ressourcen des Landes an ausländische
Multis vor. Der Konflikt wird von Populisten angeheizt, die immer wieder zu Straßenblockaden
und zum Marsch aufs Parlament aufrufen. Das hat vor anderthalb Jahren schon mal einen
Präsidenten aus dem Amt gejagt - jetzt scheitert Mesa, ohne dass sich an der grundlegenden
Lähmung in Bolivien etwas ändert. Die Kirche hatte in den letzten Tagen eine Vermittlung
versucht; jetzt liegt ihr vor allem daran, dass nicht das Militär die Sache in die
Hand nimmt, sondern der Prozeß im Rahmen der Verfassung bleibt. Bei den Gesprächen
in den letzten Tagen haben die Bischöfe den Eindruck gewonnen, dass vorgezogene Wahlen
von einer Mehrheit gewünscht werden. Ziel sei - so wörtlich - "ein neues politisches
und demokratisches Gleichgewicht, das den Willen der Bürger ausdrückt und Bolivien
wieder regierbarer macht". Die Parlamentarier sollten sich jetzt vom "Volkswillen
und dem Wohl des Landes" leiten lassen, raten die Oberhirten. (rv 09.06.05 sk)