Vatikan: Papst verurteilt "Ehe ohne Trauschein" und "Pseudo-Ehe" Homosexueller
Papst Benedikt XVI. hat die "Ehe ohne Trauschein", "Ehe auf Probe" bis hin zur "Pseudo-Ehe
zwischen Menschen des gleichen Geschlechts" scharf verurteilt. In einer Ansprache
zur Eröffnung des alle zwei Jahre stattfindenden Kongresses der Diözese Rom zeichnete
der Papst gestern Abend in der Lateran-Basilika die Grundlinien der Familie nach.
Ehe und Familie, so Benedikt, seien keine "zufällige soziologische Konstruktion",
die durch andere ersetzt werden könne, keine "Frucht besonderer historischer und ökonomischer
Situationen". "Im Gegenteil hat die Frage der richtigen Beziehung zwischen
Mann und Frau ihre Wurzeln im tieferen Wesen des Menschlichen Seins und kann ihre
Antwort nur von hier aus haben. Sie kann daher nicht von der alten und immer neuen
Frage des Menschen über sich getrennt werden: Wer bin ich? Was ist der Mensch?" Diese
Frage, so Benedikt, könne auch von der Gottesfrage nicht getrennt werden. Die biblische
Antwort auf diese beiden Fragen sei die Gottebenbildlichkeit des Menschen. Daher gebe
es auch die unauflösliche Einheit zwischen Körper und Geist: "Der Körper des
Mannes und der Frau hat daher sozusagen einen theologischen Charakter, [...] er ist
Ausdruck und Erfüllung unseres Menschseins. Genauso steht die menschliche Sexualität
nicht an der Seite unseres Personseins, sondern gehört zu ihm. Nur wenn sich die Sexualität
in die Person integriert hat, kann sie sich selbst einen Sinn geben." Der Papst
unterstrich die Unerlässlichkeit der Treue. In ihrem Rahmen allein sei auch der Platz
für Kinder. Keiner gehöre ausschließlich sich selbt, so Benedikt, jeder müsse die
eigene öffentliche Verantwortung auf sich nehmen. "Die verschiedenen Formen
der Auflösung der Familie von heute wie die 'Ehe ohne Trauschein' [freies Zusammenleben],
die 'Ehe auf Probe' bis hin zur Pseudo-Ehe von Personen des gleichen Geschlechts sind
hingegen Ausdruck einer anarchischen Freiheit, die man als wahre Befreiung verkauft.
Eine solche Pseudo-Freiheit gründet sich auf einer Banalisierung des Körpers, die
unausweichlich die Banalisierung des Menschen miteinschließt. Deren Grundsatz ist,
dass der Mensch mit sich machen kann, was er will: Sein Körper wird so zu einer zweitrangigen,
vom menschlichen Standpunkt aus manipulierbaren Sache, die man nach Gutdünken benützen
kann. Der Libertinismus, der als Entdeckung des Körpers und seines Wertes verkauft
wird, ist in Wirklichkeit ein Dualismus, der den Körper verachtenwert macht und ihn
gleichsam außerhalb der Würde der menschlichen Person ansetzt." Familie und
Ehe, so Benedikt weiter, hätten ihren Platz in der Heilsgeschichte des Bundes Gottes
mit den Menschen. Daher drücke die Ehe die Liebe Gottes aus. Auch Vaterschaft und
Mutterschaft ließen sich nicht auf rein biologische Grundsätze zurückführen. Die Familie
und die Kirche seien auf ganz besondere Weise dazu berufen, bei Erziehung und Glaubensweitergabe
an die Kinder zusammenzuarbeiten. Der Papst ermunterte Priester wie Laien dazu, auf
dem Weg der Erziehung voranzuschreiten. "Eine besonders heimtückische Bedrohung
für die Aufgabe der Erziehung ist heute durch die massive Anwesenheit in unserer Gesellschaft
und Kultur von jenem Relativismus gegeben, der nichts als endgültig ansieht und so
als letztes Maß nur das eigene Ich und seinen Willen zulässt. Dadurch wird er unter
dem Schein der Freiheit für jeden ein Gefängnis und trennt den einen vom anderen,
weil jeder in ihm gefangen ist." In diesem Relativismus sei eine wirkliche
Erziehung nicht möglich, denn diese müsse zu einer Wahrheit führen können. Der Papst
forderte die Katholiken außerdem auf, für die "Unantastbarkeit des menschlichen Lebens
von seiner Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende" einzutreten. Zuletzt unterstrich
der Papst die Bedeutung der Berufungen zum Priester- und Ordensberuf. "Wir wissen
alle, wie sehr die Kirche diese benötigt!", rief er aus. Grundlegend für die geistlichen
Berufungen sei das Gebet, aber auch das Vorbild von Priestern und Ordensleuten. Und
schließlich: Das Beispiel innerhalb der Familie sei genauso entscheidend für die einzelnen
Jugendlichen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Papst Benedikt in den letzten
Tagen zum Thema Familie und Lebensschutz äußert. Der Ansprache an die Mitglieder des
Diözesankongresses von Rom kommt auch deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil ide
Italiener am 12. Juni zu einem Referendum über das Gesetz zur künstlichen Befruchtung
aufgerufen sind. (rv 7. 6. 05 lw)