Kirchentag in Hannover: ZdK-Präsident Meyer, "geistliches, fröhliches und ehrliches
Zeugnis"
Mit einem großen Gottesdienst auf dem Schützenplatz in Hannover ist heute Morgen der
30. Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) zu Ende gegangen. Ausgelassen war die
Stimmung, nach fünf Tagen Sonne und hochsommerlichen Temperaturen. Es war ein evangelisches
Christentreffen - unter katholischer Beteilung. Noch auf dem Schützenplatz haben wir
mit dem Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken gesprochen. Stefan
Vesper ist überzeugt: "Es waren wieder sehr gute ökumenische Akzente auf diesem
evangelischen Kirchentag. Ich halte es immer für sehr wichtig, wenn wir die ökumenischen
Erkenntnisse, die Erkenntnisse der Ökumenischen Arbeit in den Theologiekommissionen
auch den Menschen in den Gemeinden bei Katholiken- und Kirchentagen erläutern und
sie ins Gespräch bringen. So kann Ökumene weiter zusammenwachsen." Es war der
erste evangelische Kirchentag nach dem gemeinsamen ökumenischen 2003 in Berlin. Auch
wenn für 2010 das zweite Ökume-Treffen in München geplant ist, Katholiken wie Protestanten
halten an ihrer je eigenen Tradition fest: "Der Protestantismus hat hier sich
wiederum orientieren können. Er hat seine eigene Identität wieder gestärkt. Das ist
keine Identität gegen den Katholizismus, sondern es ist eine Identität der evangelischen
Christen, in dieser Gesellschaft präsent sein zu wollen und wie Salz der Erde wirken
zu wollen. Und das ist für uns als katholische Laienbewegungen sehr wichtig und hilfreich,
denn wir wollen genau so auf Katholikentagen uns orientieren für unseren Beitrag gemeinsam
mit den evangelischen Schwestern und Brüdern." 105.000 Dauerteilnehmer, bis
zu 300.000 Gäste in und 2.900 Veranstaltungen - das sind die wichtigsten Zahlen der
Tage in Hannover. Das Motto des Kirchentags "Wenn dein Kind dich morgen fragt..."
hatte die Zukunft im Blick, und das sowohl politisch als auf religiös. Der Präsident
des Zentralkomitees, Hans Joachim Meyer, war fünf Tage lang in Hannover dabei. Ihn
hat die Tiefe der Diskussionen beeindruckt: "Ich glaube, dass das Leitwort mitten
hinein gegriffen hat in die Probleme unserer Zeit - wenn dein Kind dich morgen fragt.
Wir stehen ja in Deutschland wie in Westeuropa ganz generell in der Gefahr, dass der
Glaube nicht weitergetragen wird von einer Generation zur nächsten, dass das Verantwortungsgefühl
für die Zukunft stark abgenommen hat und man sich sehr auf die Gegenwart konzentriert.
Dies ist ein zukunftsorientiertes Thema und das ist auch unter verschiedenen Gesichtspunkten
immer wieder angesprochen worden. Ich halte das für ein gutes Beispiel für ein Leitwort
eines solchen Ereignisses, das aus der Position des Glaubens heraus aktuelle Probleme
aufgreift." Meyers Fazit von Hannover: "Das war ein großartiges Ereignis.
Über 100.000 Christen haben sich hier versammelt, das ist in der jetzigen Situation
Deutschlands alleine schon ein wichtiges geistliches und geistiges Ereignis. Denn
wir wissen ja, es gibt durchaus Bestrebungen, die Kirche eher an den Rand des öffentlichen
Geschehens zu drücken. Dann meine ich, dass es auch ein zugleich fröhliches und nachdenkliches
Ereignis war." Etwa neun Prozent der Teilnehmer beim Kirchentag waren katholisch.
Bischof Reinhard Marx lud am Ende des Gottesdienstes Christen aller Konfessionen zum
nächsten Katholikentag 2006 nach Saarbrücken ein. Und im Herbst soll die offizielle
Vorbereitungsphase für München 2010 beginnen. Meyers frohe Prognose: "Das Leitwort
des Prozesses, der uns auf diesen ökumenischen Kirchentag vorbereiten soll "Christ
sein in der Gesellschaft - Christsein für die Gesellschaft" wird uns erlauben, uns
auf das zu konzentrieren, was ja Aufgabe von christlichen Laien ist, sich in der Welt
zu engagieren; also die gesellschaftspolitischen Gemeinsamkeiten und gesellschaftspolitischen
Anliegen, die Christen aus ihrem Glauben heraus vertreten müssen, diese zu verdeutlichen
und damit in einer überzeugendenen und ehrlichen Weise gemeinsames zu akzentuieren." (rv
29.05.05 bp)