2005-05-27 08:45:26

Erste Fronleichnams-Prozession von Benedikt XVI.


Es war eine Premiere für Benedikt XVI.: Der deutsche Papst leitete am Donnerstag Abend zum ersten Mal die Fronleichnams-Prozession durch das nächtliche Rom. In seiner Predigt vor der Lateranbasilika rief er die Gläubigen dazu auf, die Frohe Botschaft auf die Straßen der Welt hinauszutragen. Eucharistie sei nicht nur ein sehr intimes Geschenk Christi, sie dränge auch zum Hinausgehen.
Tutta Roma war versammelt vor der barocken Fassade von San Giovanni: vom Kardinal bis zum einfachen Kleriker alle geistlichen Stände fein abgestuft, Gläubige aus allen Pfarreien der Ewigen Stadt, Marienbilder im XXL-Format, auch eine große deutsche Fahne. Es war Johannes Paul II., der die nächtliche Fronleichnams-Feier im römischen Zentrum eingeführt hatte, und auch sein Nachfolger Benedikt machte sie gestern zu einem Stelldichein mit seinem Bistum Rom. Unter den Kardinälen in der ersten Reihe stand auch der vatikanische Ökumene-Verantwortliche Walter Kasper, der den Papst etwas besorgt zu beobachten schien; einen Schritt dahinter die deutschen Vatikanbischöfe Paul Josef Cordes und - mit sehr zufriedenem Gesicht - Josef Clemens, einstmals Ratzingers Sekretär. Der Papst selbst wirkte ernst, etwas erschöpft, mit malerisch wehendem Weißhaar. Der Wind ließ das Mikro knattern.
"Das wahre Ziel unseres Wegs ist die Gemeinschaft mit Gott", so der Papst in seiner Predigt. "Gott selbst ist das Haus mit den vielen Wohnungen. Aber wir können zu diesem Haus nur aufsteigen, wenn wir nach Galiläa gehen - also hinaus auf die Straßen der Welt, indem wir das Evangelium zu allen Völkern tragen, das Geschenk seiner Liebe allen Menschen aller Zeiten bringen."
Eucharistie - das sei ein sehr intimes Geschenk Jesu an seine Kirche, ein Geschenk der Stille und Einsamkeit. Aber nicht nur. "Aus dieser Intimität heraus, die ein sehr persönliches Geschenk des Herrn ist, übersteigt die Kraft des Eucharistie-Sakraments die Mauern unserer Kirchen. In diesem Sakrament ist der Herr immer unterwegs zur Welt. Dieser universelle Aspekt der eucharistischen Präsenz zeigt sich in unserer festlichen Prozession. Wir tragen Christus in der Gestalt des Brotes über die Straßen unserer Stadt. Wir vertrauen diese Straßen, diese Häuser, unser tägliches Leben seiner Güte an. Mögen unsere Straßen Wege für Jesus sein!"
Eine theologisch sehr kondensierte Predigt, Beifall erst ganz am Schluß. Papst Benedikt hat sie wohl selbst geschrieben, denn eine Formulierung über Maria erinnert sehr an seine spontane Ansprache auf deutsch letzten Dienstag im römischen "Campo Santo". In den Texten der Meßfeier wird immer wieder an Italiens Nationalen Eucharistischen Kongreß von Bari erinnert - der Papst wird ihn an diesem Sonntag mit einer Messfeier in der Hafenstadt feierlich beschließen. Ein prachtvolles Bild ist dann die Prozession, die sich in Richtung Santa Maria Maggiore in Bewegung setzt - Bruderschaften in ihren historischen Trachten, viele Menschen mit Kerzen in der Hand, Papst Benedikt mit dem Allerheiligsten gut sichtbar auf einem kleinen Wagen, der mit Girlanden geschmückt ist. Vor Santa Maria Maggiore dann noch ein "Tantum ergo" und der Eucharistische Segen des Papstes. Schnell noch ein Winken, ein zaghaftes "Viva il Papa" aus der Menge, dann verschwindet der scheue Papst auch schon wieder. Zehn Minuten später rollt sein Wagen über den festlich erleuchteten Petersplatz. Und wieder ist klar geworden: Dieser Pontifex nimmt sich sehr zurück und versucht, die Aufmerksamkeit auf das Eigentliche der Liturgie zu lenken.
(rv 27.05.05 sk)







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