Viele Italien-Urlauber schätzen es ja insgeheim: Dass im Land, wo die Zitronen blühn,
sich am Sonntag herrlich shoppen lässt, dass die Supermärkte offen sind und in Urlauberorten
auch die Boutiquen. Für die italienischen Arbeitnehmer ist das freilich oft eine Zumutung
– erst recht, wenn sie Katholiken sind – wie übrigens 98 Prozent der italienischen
Bevölkerung, zumindest auf dem Papier. Beim italienischen Eucharistischen Kongress,
der zur Zeit in Bari tagt, rufen die Bischöfe des Landes zur Rettung des Sonntags.
Für die Katholiken muss der Tag des Herrn EINEN klaren Mittelpunkt haben: die Eucharistie.
Für zu viele Gläubige Italiens ist die Heilige Messe zum Nebenschauplatz geworden,
mahnt Erzbischof Angelo Comastri, der Generalvikar der Vatikanstadt: "Ein Kind,
das heute in Italien zur Welt kommt, trifft nicht mehr mit der gleichen Selbstverständlichkeit
mit Christus zusammen wie es früher war. So viele Menschen wissen heute nichts mehr
vom Evangelium und von Jesus Christus. Übrigens sieht man das sogar in den Fernseh-Quizsendungen.
Wenn Fragen kommen zur christlichen Geschichte oder zu Glaubensinhalten, wissen die
Leute die Antwort nicht. Das Heidentum kehrt nach Italien zurück! Das macht eine Re-Evangelisierung
nötig. Und um begeisternde Missionare zu haben, brauchen wir eine Wiederentdeckung
des Sonntags und ein Bewusstsein davon, wie sehr der Sonntag zur geistigen Nahrung
werden kann, wir brauchen wieder einen Sonntag, der intensiv gelebt wird." Gerade
im Fronleichnamsfest sieht Comastri eine exzellente Gelegenheit für die Katholiken,
ihren Glauben öffentlich zu bekennen. "Die großen Meister der Christenheit, wie
der Heilige Franz von Assisi, sind aus der Eucharistie geboren. Und zu welchem Gläubigen
spricht Franz von Assisi nicht? Oder Mutter Teresa, die mit ihrer Nächstenliebe die
Welt in Staunen versetzte – doch wo hatte Mutter Teresas Nächstenliebe ihre Wurzeln?
In der Eucharistie! Papst Johannes Paul II. pflegte zu sagen: Der Mittelpunkt meines
Tages ist die Heilige Messe. Wir brauchen genau solche Menschen – von der Eucharistie
geradezu durchdrungene Menschen. Fonleichnam ist der schöne Moment, in dem jeder einzelne
in der christlichen Gemeinde zum Widerschein des Evangeliums werden kann und zur Güte
und zur Nächstenliebe zurückfindet." Der Eucharistische Kongress geht am kommenden
Sonntag zu Ende – auch Papst Benedikt XVI. wird aus diesem Anlass nach Bari im Süden
Italiens reisen. (rv 26.05.05 gs)