Indien: Bomben im Kino

Bomben in zwei Kinos in Neu Delhi: Die Anschläge führten gestern abend zu Dutzenden Verletzten, die französische Nachrichtenagentur afp schreibt sogar von möglichen Todesopfern. Hintergrund: In zwei nahegelegenen Kinos der indischen Hauptstadt wurde ein Bollywood-Film gezeigt, den viele Sikhs als beleidigend empfinden. Angehörige der Sikh-Religion, die vor allem in Nordindien zu Hause ist, stehen also mutmaßlich hinter den Attentaten.
Jo Bole So Nihaal - für die Sikhs ist das eine Anrufung Gottes. Für die Filmemacher war`s einfach ein schöner Titel für ihr Werk. Der Film spielt schließlich im Sikh-Ambiente, während ihres Autonomie-Kriegs. Damals, 1984, als Ministerpräsidentin Indira Gandhi von einem Sikh ermordet wurde. Sikhs warfen der Eisernen Lady von Delhi damals vor, ihren Heiligen Tempel von Amritsar entweiht zu haben, wo ihre Heilige Schrift, das Guru Grand Sahib, aufbewahrt wird. Der umstrittene Film mit dem Sikh-Titel ist typisch indisch, das heißt, er kommt nicht aus ohne lange Musik- und Tanzeinlagen. Viele Sikhs protestieren schon seit Wochen gegen den Streifen - im Bundesstaat Punjab haben die Behörden deshalb beschlossen, ihn aus ihren Kinos zurückzuziehen.
Die Bomben von Delhi platzen in die Feiern der Kongreß-Partei, die vor einem Jahr wieder an die Zentralregierung gekommen ist. Viele glaubten damals, vielen schwelenden religiösen Unruhen sei jetzt durch den Machtwechsel die Schärfe genommen. Doch die Bomben sprechen eine andere Sprache.
(ansa/afp 23.05.05 sk)