Der Machtwechsel in Nordrhein-Westfalen hat ohne Zweifel große Bedeutung für die Politik
in der Bundesrepublik Deutschland. Wahlsieger Jürgen Rüttgers von der CDU, der erst
letztes Jahr zur Überreichung des Außerordentlichen Karlspreises an Papst Johannes
Paul II. in Rom gewesen war, muss jetzt aber auch zu seinen Versprechungen stehen
- das sagt auch die katholische Kirche. Grundsätzlich ist ein Regierungswechsel nach
39 Jahren SPD-geführter Landespolitik positiv, sagt Karl-Heinz Vogt. Der Priester
leitet das Katholische Büro in Düsseldorf: "Wir haben natürlich die Hoffnung,
dass mit der Regierung des neuen Ministerpräsidenten Rüttgers auch bestimmte Erwartungen,
die wir von Seiten der katholischen Kirche in Nordrhein-Westfalen haben, besser wahrgenommen
und auch umgesetzt werden, als das bisher unter der Regierung Steinbrück der Fall
war." Karl-Heinz Vogt denkt da auch an ein ganz konkretes Gebiet: "Zum
Beispiel ist ja ein wesentliches Thema des Wahlkampfes der CDU der Unterrichtsausfall
gewesen; in Nordrhein-Westfalen fällt der Religionsunterricht überproportional aus.
Wir haben die dringende Erwartung, dass jetzt mit der Behebung des Unterrichtsausfalls
generell auch im Bereich des Religionsunterrichts entsprechende personelle Möglichkeiten
geschaffen werden, damit dieses Übel endlich aufhört." Was den Koalitionspartner
FDP angeht, hat die katholische Kirche so ihre Bedenken, sagt Karl-Heinz Vogt. Da
ist vor allem die Aussage der kleinen Partei zum Thema Klonen: "Da haben wir
in der Tat Befürchtungen! Wir hoffen sehr, dass Rüttgers gerade auch auf dem Hintergrund
dessen, was er zum christlichen Menschenbild gesagt hat, allen Tendenzen zur Aufweichung
der Embryonenschutzgesetzgebung wirksam entgegentreten wird." Einer, der von
der Politik in Nordrhein-Westfalen in seiner Diözese ganz besonders betroffen ist,
ist der Essener Bischof Felix Genn. Schließlich macht das in der letzten Zeit von
Schwierigkeiten gekennzeichnete Ruhrgebiet einen sehr großen Teil seines Bistums aus.
Er hat Erwartungen an die neue Regierung: "Ich verknüpfe in jedem Fall mit dieser
Wahl Hoffnungen, egal, wer gewonnen hätte, weil jeder Gewinner die Aufgaben, die da
sind, angehen muss. Und das ist vor allem die massive Arbeitslosigkeit, die zum Beispiel
in einer so wichtigen Stadt wie Gelsenkirchen über die 20 Prozentmarke mittlerweile
gestiegen ist; das ist eine Herausforderung, die angegangen werden muss! Insofern
hoffe ich, dass die Politiker verstehen, was die Stunde geschlagen hat." (rv
23. 5. 05 lw)