"Nie wieder!" Papst Benedikt XVI. hat die Greueltaten des Nationalsozialisten aufs
schärfste verurteilt und dazu aufgerufen, alles zu tun, ähnliches zu verhindern. Anlass
war die Projektion des Fernsehfilms "Karol - der Mensch, der Papst wurde" in der vatikanischen
Audienzhalle. Der Film erzählt die Lebensgeschichte von Karol Wojtyla bis zum Tag,
an dem er Papst wurde. Natürlich wird darin auch ausführlich der Zweite Weltkrieg
und die deutsche Besatzung Polens dargestellt:
"Der Film zeigt Szenen und Episoden,
die in ihrer Grauenhaftigkeit im Zuschauer unwillkürlich einen großen Schrecken hervorrufen
und ihn dazu bringen, über die Abgründe des Bösen zu nachzudenken, die sich im menschlichen
Geist verstecken können. Gleichzeitig kann eine Erinnerung an diese Verirrungen nicht
anders als in jeder rechtschaffenen Person das Verlangen zu schaffen, alles in ihrer
Macht stehende zu tun, dass Erfahrungen solch unmenschlicher Barbarei nie wiederholen
können.
Der Film wurde nur wenige Tage nach dem 60. Jahrestag des Kriegsendes
gezeigt. Am 8. Mai 1945 endete jene unbeschreibliche Tragödie, die in bisher nie gekannter
Weise in Europa und der Welt Zerstörung und Tod säte. Johannes Paul schrieb vor zehn
Jahren, dass der Zweite Weltkrieg mit immer größerer Klarheit als "ein Selbstmord
der Menschheit" erscheine. Jedes Mal, wenn eine totalitarisierende Ideologie den Menschen
trifft, ist die gesamte Menschheit ernsthaft bedroht. Mit dem Vergehen der Zeit dürfen
die Erinnerungen nicht verblassen; sie müssen vielmehr eine strenge Lektion für unsere
und die zukünftigen Generationen sein. Wir haben die Pflicht, daran zu erinnern, vor
allem die Jugendlichen, zu welcher unerhörten Gewalt die Verachtung des Menschen und
die Verletzung seiner Rechte führen können.
Wie soll man es nicht im Licht
eines Plans der Vorsehung lesen, dass auf der Kathedra Petri einem polnischen Papst
ein Bürger jenes Landes folgte, Deutschlands, wo das Naziregime sich mit besonderer
Boshaftigkeit festigen konnte, von wo aus es dann die benachbarten Länder angriff,
unter diesen besonders Polen? Beide Päpste haben in ihrer Jugend - wenn auch an einander
feindlichen Fronten und in unterschiedlichen Situationen - die Barbareien des Zweiten
Weltkriegs und der unbeschreiblichen Gewalt der Menschen gegen Menschen, von Völkern
gegen Völker, kennen lernen müssen. Der Brief zur Versöhnung, den die polnischen Bischöfe
in den letzten Tagen des Zweiten Vatikanischen Konzils hier in Rom den deutschen Bischöfen
übergaben, enthielten jene berühmten Worte, die auch heute noch in unserem Geist wiederhallen
"Wir vergeben und bitten um Vergebung!" In der Predigt vom vergangenen Sonntag erinnerte
ich die Neupriester daran, dass "nichts die Welt verbessern kann, wenn das Böse nicht
überwunden ist, und dass das Böse nur mit der Vergebung überwunden werden kann". Die
gemeinsame und ehrliche Verurteilung des Nazismus wie auch des atheistischen Kommunismus
möge für alle ein Einsatz sein, um auf der Vergebung Versöhnung und Frieden aufzubauen.
"Vergeben", erinnerte der geliebte Johannes Paul II., "heißt nicht vergessen". Und
er fügte hinzu, dass "wenn das Gedächtnis das Gesetz der Geschichte ist, dann ist
die Vergebung die Macht Gottes, die Macht Christi, der für die Menschen wirkt". Der
Frieden ist vor allem Geschenk Gottes, der im Herzen dessen, der ihn annimmt, Gefühle
von Liebe und Solidarität wachsen lässt." (rv 20. 5. 05 lw)