600 Delegierte aus aller Welt haben in Athen in den letzten Tagen an einem großen
ökumenischen Kongress teilgenommen. Auf Einladung des Weltkirchenrates sprachen sie
dabei über das Thema Mission. Höhepunkt war ein Gebet der christlichen Kirchen und
Gruppen auf dem Athener Areopag, wo einst schon Paulus predigte. Gianni Colzani gehörte
zur Vatikan-Delegation auf dem Treffen von Athen. Wir fragten ihn, ob es der katholischen
Kirche denn wirklich leichtfällt, bei solchen Gelegenheiten zum Beispiel mit Freikirchen
an einem Tisch zu sitzen. "Es stimmt - dass da auch so genannte Pfingstkirchen
mitmachen, ist eine der Eigenschaften dieser Kongresse. Aber bisher hat es keinen
Zusammenstoß zwischen der charismatischen und der institutionellen Dimension gegeben.
Dabei fehlte es nicht an Zündstoff - zum Beispiel das Thema "Orthodoxe Kirchen und
Weltmission". Da kamen die unterschiedlichen Positionen klar heraus, aber das Klima
war nicht gespannt. Selbstverständlich ist sowas nicht. Die Orthodoxen haben ihre
Sicht zu Proselytismus klar dargestellt, und was sie unter Mission verstehen. Sie
betonten vor allem, wie wichtig das so genannte "kanonische Territorium" ist. Aber
der US-Professor Robert Schreiter, ein Katholik, hat laut gefragt, ob diese Vorstellung
von kanonischem Territorium überhaupt noch der wirklichen Lage entspricht - in einer
Zeit, wo Millionen Menschen in andere Länder gehen. War das nicht eher ein Konzept,
das zu statischen Gesellschaften paßte? Und wer soll denn kanonisches Territorium
definieren: die Geschichte? Die Tradition? Oder der Bischof?" (rv 17.05.05 sk)