Benedikt: "Seligsprechungsprozess für Johannes Paul sofort eröffnen"
Papst Benedikt XVI. hat den sofortigen Beginn eines Seligsprechungsprozesses für Johannes
Paul II. verkündet. Bei seinem Treffen mit den römischen Klerikern verlas er selbst
eine entsprechende Erklärung des zuständigen Kurienkardinals Jose Saraiva Martins.
Die Ankündigung wurde mit großem Beifall aufgenommen. Normalerweise kann ein Seligsprechungsprozess
erst fünf Jahre nach dem Tod des Betreffenden eröffnet werden. Da kam sogar Benedikt
XVI. ins Stottern: "Ich habe noch eine sehr freudige Ankündigung zu machen", meinte
er bei der Audienz in der Lateranbasilika - und verlas dann auf Latein den Text, aus
dem hervorgeht, dass ein Seligsprechungsprozeß für Johannes Paul II. sofort beginnen
kann. Eine Minute klatschten da die Pfarrer und Seelsorger von Rom, und der Papst
scherzte: "Ich sehe, ihr könnt sehr gut Latein". Eine Seligsprechung kann eigentlich
frühestens fünf Jahre nach dem Tod der verehrten Person beginnen - so sieht es das
Kirchenrecht vor. Die bisher einzige Ausnahme betraf Mutter Theresa, deren Verfahren
ein Jahr nach ihrem Tod einsetzte. Sechs Wochen nach dem Tod allerdings - das ist
ein Novum. Papst Johannes Paul II. hatte selbst die Bestimmung über die 5-Jahre-Wartefrist
gelockert; jetzt kommt ihm das selbst zugute, übrigens auf den Tag 24 Jahre nach dem
Papst-Attentat von 1981, und am Tag der Gottesmutter von Fatima. Allerdings: Den Rufen
nach einer sofortigen Seligsprechung des verstorbenen polnischen Papstes ist Benedikt
XVI. damit nicht nachgekommen. Er hat nur grünes Licht gegeben für den Start des entsprechenden
Verfahrens. Das Verfahren selbst könnte dann aber noch lange dauern, angesichts eines
Pontifikates, das ein Vierteljahrhundert dauerte und viele politische Auftritte beinhaltete.
(rv 13.05.05 hr/gs)