Nach 17 Jahren Diskussion und knapp zwei Jahren Bauzeit wurde es heute feierlich eröffnet
- das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas"
liegt zwischen dem Brandenburger und dem Potsdamer Platz, nur 100 Meter vom ehemaligen
Führerbunker entfernt. An Feier nahmen rund 1000 Gäste aus aller Welt teil. Neben
den Spitzen von Parlament und Bundesregierung waren auch Vertreter von jüdischen Gemeinden
sowie Holocaust-Überlebende eingeladen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sagte
schon vor der Eröffnung: "Ich glaube, es wird seine Wirkung tun. Denn, dieses Denkmal
ist keine "Kranzabwurfstelle", wie man manchmal ironisch sagt. Man kann es nicht kollektiv
begehen, man wird vereinzelt. Man kann, wenn man nur ein bisschen emfpfindsam ist,
eine Vorstellung davon entwickeln, was es heißt, einsam sein, ausgesetzt sein ausgeliefert
sein." Den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, erinnert das Denkmal
- so Kardinal Karl Lehmann wörtlich - "an die Stunde größter moralischer Finsternis"
in der deutschen Geschichte und "an die Abgründe menschlicher Möglichkeiten, die in
jedem lauern".
Die zentrale deutsche Gedenkstätte ist nicht einfach ein Denkmal,
sie ist ein riesiges Areal und erstreckt sich auf einer Fläche von rund 19.000 Quadratmetern,
so groß wie zwei Fußballfelder. 2711 Stelen aus dunklem Beton, zwischen 20 Zentimetern
und viereinhalb Metern hoch. Die Wege dazwischen sind gepflastert. Unterirdisch liegt
ein "Ort der Information", der auf 800 Quadratmetern Einzelschicksale von Holocaust-Opfern
dokumentiert. Wer zwischen den Stelen steht, meint, kein Ende mehr zu sehen, kann
nicht fassen, was ihm geschieht. So will Architekt Peter Eisenman das unbegreifliche
Ausmaß der Judenvernichtung in Nazideutschland erlebbar machen. Seine größte Sorge
- "ein kitschiger Beigeschmack". Eisenmann über seine Aufgabe: "Das Schlimmste, was
man tun kann, ist, aus dem Holocaust ein Kitsch-Phänomen zu machen."
Mit der
feierlichen Eröffnung endet eine 17 Jahre dauernde Debatte über Sinn und Gestaltung
des Mahnmals. Eine Bürgerinitiative um die TV-Journalistin Lea Rosh hatte in den 80-er
Jahren den Anstoß gegeben. Der Bundestag beschloss nach langen Diskussionen im Jahr
1999 die Umsetzung von Eisenmans Entwurf im Regierungsviertel. Der erste Spatenstich
erfolgte 2003. Weil eine der Firmen während des zweiten Weltkriegs an den Gaslieferungen
in die Konzentrationslager beteiligt war, wurde der Bau gestoppt. Die USA mahnten
wegen der nahegelegenen Botschaft zu besseren Sicherheitsbedingungen. Die Kosten für
das Großprojekt: knapp 28 Millionen Euro.
Ab Donnerstag ist das Gelände nun
für die Öffentlichkeit zugänglich. Frei und rund um die Uhr.