Zurück in den Libanon: Nach 14 Jahren in französischem Exil ist der frühere christliche
libanesische Regierungschef General Michel Aoun heute in seine Heimat zurückgeflogen.
Im Libanon gilt der er als Anwärter auf das Amt des Präsidenten. Aoun war immer ein
erbitterter Widersacher der syrischen Besatzung seines Landes gewesen. Dass der
heute 70jährige auch eine Reihe von Feinden hat, zeigt der Bombenanschlag von gestern
Abend in der Christenhochburg Dschunieh - dort haben Aouns Anhänger ihr zentrales
Büro. Bei dem Anschlag auf einen christlichen Radiosender starben mindestens zwei
Menschen. Das Attentat sollte "die Libanesen terrorisieren", sagte Aoun heute vor
seiner Abreise in Paris. Es war bereits der fünfte Anschlag in christlichen Wohngebieten
seit der Ermordung des ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri im Februar,
die das Land in eine schwere politische Krise gestürzt hatte. Die libanesische
Opposition hatte Syrien für das Attentat auf Al-Hariri verantwortlich gemacht. Syrien
hatte den Vorwurf zurückgewiesen, zog aber dennoch unter internationalen Druck seine
Truppen aus dem Nachbarland zurück. Ende April hatten die letzten syrischen Soldaten
das Land verlassen und die 29 Jahre andauernde Präsenz Syriens als Ordnungsmacht im
Libanon beendet. Der christliche Maroni Aoun war 1984 mit 49 Jahren der jüngste
Oberkommandierende der libanesischen Streitkräfte geworden. 1988 wurde er zum Übergangs-
Ministerpräsidenten ernannt. Er führte einen "Befreiungskrieg gegen Syrien", wurde
aber 1990 von den Syrern aus dem Amt gejagt und floh in die französische Botschaft.
Ende August 1991 brachten ihn französische Geheimagenten nach Paris ins Exil. (agenturen
07.05.05 gs)