Wichtige Vertreter der griechisch-orthodoxen Kirche im Heiligen Land haben Patriarch
Irenaios I. das Vertrauen entzogen. Wegen der Korruptionsvorwürfe gegen den Patriarchen
hätten sie sich zu diesem Schritt entschlossen, heißt es in einem Schreiben von führenden
Geistlichen, das der Nachrichtenagentur AP zuging. Dreizehn Bischöfe und 25 Archimandriten
sind es, die sich in dem Fax gegen Patriarch Irenaios stellen. Allerdings handelt
es sich bei diesem natürlich nicht um einen kirchenrechtlich bindenden Akt. In dem
Schreiben werfen die Geistlichen Irenaios vor, er sei in einem Gebilde von "Lüge,
religiöser Verzerrung, Erniedrigung der Rolle des Patriarchen und unverantwortlichem
Umgehen mit Vermögen des Patriarchats" gefangen. Sie erklären den Patriarchen zur
"persona non grata" und kündigen rechtliche Schritte gegen Irenaios und seine Getreuen
an, um so Licht in die Angelegenheit zu bringen und - so wörtlich - "alles zurückzuholen,
was verkauft wurde". Irenaios hatte mehrere Gebäude in der Jerusalemer Altstadt, die
dem griechisch-orthodoxen Patriarchat gehören - an jüdische Investoren verkauft. Ein
brisanter Schritt, vor allem weil damit die "Judaisierung" von Ostjerusalem weiter
voranschreiten kann. Die griechisch-orthodoxe Kirche ist im Heiligen Land schließlich
einer der größten Grundbesitzer. Irenaios hatte vor wenigen Tagen seine Gegner im
Patriarchat als "Würmer und Abfall" bezeichnet und gesagt: "Die sollen mir meine Hände
abschlagen, wenn ich etwas gestohlen habe. Der Schlamm, den sie auf mich geworfen
haben, ist noch frisch, aber er wird trocknen und bald abfallen". Das Schreiben der
Kleriker gegen Irenaios kann zur Folge haben, dass die Heilige Synode über den Patriarchen
bald entscheidet - oder er sich sogar selbst zum Rücktritt entscheidet. Wie auch immer:
Die Geistlichen sind nicht die ersten, die gegen den Patriarchen protestieren: Erst
am vergangenen Freitag hatten sich rund 500 Palästinenser vor der Grabeskirche versammelt,
um gegen Patriarch Irenaios zu demonstrieren. (rv/ap 5. 5. 05 lw)