Die vatikanische Stiftung "Latinitas" hat heute eine neue, erweiterte Auflage ihrer
Latein-Grammatik herausgebracht. „Elementa Linguae et grammaticae latinae“ enthält
einige Neuerungen, sagt der Präsident der Stiftung, der Salesianerpater Cleto Pavanetto.
"Als Lehrer ist mir aufgefallen, dass nicht alle Schüler die einzelnen Buchstaben
des Alphabetes gleich aussprechen. Und so erkläre ich in einem ersten Kapitel die
Aussprache jedes einzelnen Buchstaben. Hier zum Beispiel sehen Sie eine Liste, die
besagt, wie weit man den Mund öffnen muss für die Aussprache der Vokale." Was
die Aussprache betrifft, hat die Latein-Grammatik hat sie einen normativen Charakter,
erklärt der Salesianerpater. Das heißt, sie schreibt ein für allemal vor, wie Vokale
und Konsonanten auszusprechen sind. So bleibt das Latein eines Studenten in China
auch für den Professor in Kanada verständlich – und umgekehrt. Ebenfalls neu ist
in der sechsten Auflage der Grammatik ein Abschnitt über die Metrik, das heißt, über
Versmaße. "Wir machen einen großen Fehler, wenn wir heute lateinische Gedichte
vortragen. Denn wir konzentrieren uns zumeist auf die Betonung, während für die Römer
die Länge oder Kürze der Silben ausschlaggebend war. Wir neigen dazu, lateinische
Dichtung vorzutragen, als sei sie ein Militärmarsch. Stattdessen muss es nach Gesang
klingen, nach Musik." Don Cleto, sattelfest auch in griechisch, hat der neuen
Auflage seiner Grammatik eine Liste von rund drei Dutzend Versmaßen der Antike beigefügt.
So kann kein Zweifel mehr bestehen, wie ein Adonios klingt, welchem Rhythmus der phaläzische
Zwölfsilber gehorcht oder wodurch sich eigentlich der jambische Dimeter vom jambischen
Trimeter unterscheidet. Die vatikanische Latein-Grammatik ist ein absolutes Standardwerk
für Spezialisten – denn sie ist auch auf Latein geschrieben. An manchen Stellen wird
sie gar zur antiken Kulturgeschichte. Zum Beispiel beim Kapitel über die wichtigsten
Maßeinheiten und Münzen. „Elementa Linguae et grammaticae latinae“ kostet 18 Euro
und ist in römischen Buchhandlungen sowie über die vatikanische Stiftung Latinitas
erhältlich. (rv 17.04.05 gs)