2005-04-27 16:12:00

Vatikan: Neue Latein-Grammatik


Die vatikanische Stiftung "Latinitas" hat heute eine neue, erweiterte Auflage ihrer Latein-Grammatik herausgebracht. „Elementa Linguae et grammaticae latinae“ enthält einige Neuerungen, sagt der Präsident der Stiftung, der Salesianerpater Cleto Pavanetto.
"Als Lehrer ist mir aufgefallen, dass nicht alle Schüler die einzelnen Buchstaben des Alphabetes gleich aussprechen. Und so erkläre ich in einem ersten Kapitel die Aussprache jedes einzelnen Buchstaben. Hier zum Beispiel sehen Sie eine Liste, die besagt, wie weit man den Mund öffnen muss für die Aussprache der Vokale."
Was die Aussprache betrifft, hat die Latein-Grammatik hat sie einen normativen Charakter, erklärt der Salesianerpater. Das heißt, sie schreibt ein für allemal vor, wie Vokale und Konsonanten auszusprechen sind. So bleibt das Latein eines Studenten in China auch für den Professor in Kanada verständlich – und umgekehrt.
Ebenfalls neu ist in der sechsten Auflage der Grammatik ein Abschnitt über die Metrik, das heißt, über Versmaße.
"Wir machen einen großen Fehler, wenn wir heute lateinische Gedichte vortragen. Denn wir konzentrieren uns zumeist auf die Betonung, während für die Römer die Länge oder Kürze der Silben ausschlaggebend war. Wir neigen dazu, lateinische Dichtung vorzutragen, als sei sie ein Militärmarsch. Stattdessen muss es nach Gesang klingen, nach Musik."
Don Cleto, sattelfest auch in griechisch, hat der neuen Auflage seiner Grammatik eine Liste von rund drei Dutzend Versmaßen der Antike beigefügt. So kann kein Zweifel mehr bestehen, wie ein Adonios klingt, welchem Rhythmus der phaläzische Zwölfsilber gehorcht oder wodurch sich eigentlich der jambische Dimeter vom jambischen Trimeter unterscheidet. Die vatikanische Latein-Grammatik ist ein absolutes Standardwerk für Spezialisten – denn sie ist auch auf Latein geschrieben. An manchen Stellen wird sie gar zur antiken Kulturgeschichte. Zum Beispiel beim Kapitel über die wichtigsten Maßeinheiten und Münzen.
„Elementa Linguae et grammaticae latinae“ kostet 18 Euro und ist in römischen Buchhandlungen sowie über die vatikanische Stiftung Latinitas erhältlich.
(rv 17.04.05 gs)







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