2005-04-26 11:12:32

Benedikt: Ja zur Kirche der Mission


Zum ersten Mal hat Papst Benedikt XVI. gestern Abend den Vatikan verlassen: Er besuchte das Grab des Apostels Paulus in Sankt Paul vor den Mauern. In seiner Predigt in der Patriarchalbasilika zu Ehren des „Apostels der Völker“ bekräftigte Benedikt den Missions-Auftrag der Kirche und wünschte sich eine neue Blüte der Kirche in Ländern, in denen Menschen um ihres Glaubens willen verfolgt wurden.
"Als Nachfolger Petri bin ich hier, um diese „Gabe des Apostolates“ im Glauben zu erneuern. Denn Gott hat mir nach Aussage des Apostels der Völker die „Fürsorge für alle Kirchen“ anvertraut. Die Kirche ist von ihrer Natur her missionarisch, ihre ureigene Aufgabe ist die Evangelisierung. Zum Beginn des dritten Jahrtausends fühlt die Kirche mit erneuerter Lebhaftigkeit, dass ihre missionarische Sendung zeitgemäßer ist denn je.
Das 20. Jahrhundert war ein Zeitalter des Märtyrertums. Das hat Papst Johannes Paul II. betont, indem er zahlreiche Märtyrer der jüngeren Geschichte selig- und heiliggesprochen hat. Wenn also das Blut der Märtyrer der Samen für neue Christen ist, dann ist es am Beginn des dritten Jahrtausends legitim, sich eine neue Blüte der Kirche zu erwarten, besonders dort, wo sie für den Glauben gelitten hat."
Benedikt XVI. war gegen Viertel nach sechs gestern Abend in der Basilika eingetroffen, in Begleitung mehrerer kirchlicher Würdenträger wie etwa der Kardinalvikar von Rom, Camillo Ruini, und der Abtprimas der Benediktiner, Notker Wolf. Beim Gang durch die Mitte der Basilika drückte er die Hände von Gläubigen, tätschelte Kinderköpfe und segnete Rollstuhlfahrer in der ersten Reihe; Beobachter merken allerdings an, dass sich der neue Papst an das „Bad in der Menge“ noch nicht so richtig gewöhnt hat. Rund 20.000 Menschen hatten sich in der Kirche und auf dem Vorplatz versammelt, um das neue Kirchenoberhaupt zu begrüßen. Benedikts Kurzbesuch in der Basilika dauerte insgesamt etwa eine Dreiviertelstunde.
Sankt Paul vor den Mauern wird von den Benediktinermönchen verwaltet. Edmund Power, Verwaltungsprior des Klosters, sieht im Besuch des neuen Papstes ein Zeichen der Rückbesinnung auf die Heilige Schrift:
„Es war wirklich ein ganz einfacher Besuch, im Mittelpunkt stand das Wort Gottes und das Gebet in dieser mönchischen Umgebung. Seit 1300 Jahren ist Sankt Paul ein Benediktinerkloster. Bei uns gibt es diese alte monastische Tradition, die Lectio Divina, also die Meditation und das Gebet auf der Grundlage der Heiligen Schrift – das betrachten wir als Fundament für jede christliche Handlung. Ich bin überzeugt, dass sich der Heilige Vater dieser Lebensrealität bewusst ist. Man kann in der Seelsorge so viele Dinge für die Menschen tun, doch ohne die Verwurzelung in der Meditation des Wortes Gottes ist das nicht wirklich christlich. Mit seinem Besuch, so meinen wir, wollte Papst Benedikt diesen kontemplativen und schriftbezogenen Aspekt seines Amtes unterstreichen.“
 
(rv 26.04.05 gs)







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