2005-04-23 17:00:08

Abtprimas Wolf erwartet "klare Antworten" von Benedikt


Der benediktinische Abtprimas Notker Wolf erwartet sich vom Pontifikat seines Landsmannes Benedikt XVI. ein „Kunststück“ – das Kunststück nämlich, die Weltkirche bei allem Zentralismus in ihrer Verschiedenheit bestehen zu lassen. Gegenüber Radio Vatikan sagte Wolf:

„Er hat einmal davon gesprochen, man müsse nun doch mehr die Kulturen respektieren und stärker dezentralisieren, gleichzeitig wird er auch ein Mann sein, der intensiv um die Einheit der Kirche bemüht ist, das ist ein Kunststück, wenn wir bedenken, wie viele Kulturen in der Kirche zusammenleben.“

Mit Joseph Ratzinger ist einer der profiliertesten Theologen der Welt Papst geworden. Notker Wolf meint, dass Benedikt als Denker deutliche Worte gegen bestimmte Zeitströmungen finden wird.

„Ich glaube nicht, dass er der Theologe gegen Theologen sein wird, sondern einer, der die Ideologien auch unserer Zeit, die sich oft als sehr Toleranz ausgeben, aber geradezu auch eine Diktatur mancher Toleranzen, wenn man nicht in der selben Richtung denkt, wird man in die Richtung gebracht. Da durchschaut er doch die Dinge sehr klar und wird manche deutliche Antwort darauf geben.“

Überrascht war Abtprimas Notker Wolf – so wie viele andere - von der Namenswahl. Als – gleichsam: Weltoberster der Benediktiner hat ihn ein „Papst Benedikt“ natürlich auch gefreut. Und: Er sieht auch ein großes Ja zur Ökumene darin. Insofern nämlich, als

„die Benediktiner längst vor den großen Glaubensspaltungen gegründet worden sind, und
Benedikt eine einigende Figur sein kann. Der Heilige Benedikt wird auch von den Ostkirchen als Festtag begangen. Es gibt anglikanische und lutherische Gemeinschaften, die der Regel Benedikts folgen, da ist sicher ein verbindendes Element für die Ökumene da.“

Abtprimas Notker Wolf ist auch bekannt als Kirchenmann mit E-Gitarre. In seiner Heimatabtei Sankt Ottilien spielt er bei einer Rockband – und macht Musik, die der damalige Kardinal Ratzinger einmal als „des Teufels“ bezeichnet haben soll. Schwamm drüber, sagt Abt Notker.

„Ich bin überzeugt, dass er vieles duldet, auch wenn es nicht sein Geschmack ist – und es muss auch nicht sein Geschmack sein, warum denn?“

Im Gottesdienst hat nicht alles Platz, betont der bei den Jugendlichen sehr beliebte Abt Notker. Aber: Junge Leute müssen ihre Musik haben dürfen.

„Da wird es noch so manche Auseinandersetzung in der Zukunft geben, aber wir brauchen auch Geduld. Ich erhoffe mir, dass da die nötige Spannbreite da ist, dass auch junge Leute hier ihre Seite und ihre Interessen ausleben dürfen, und dass sie ihre Berechtigung haben.

Auf die Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst haben einige Menschen in Deutschland sehr kritisch reagiert. Und teils gar mit Kirchenaustritt gedroht. Dazu hat der Abtprimas eine Haltung, die er selbst als „ketzerisch“ bezeichnet.

„Wenn einer nicht mehr in der Kirche bleiben will, dann darf er ruhig gehen. Wir leben in einer Zeit der Freiheit. Und das muss einer persönlich entscheiden. Was ich allerdings nie ganz verstehen - und das ist das Ketzerische – warum muss ein Papst immer so denken wie die Deutschen denken oder es haben sollen? Warum muss ein Papst ja und Amen sagen zu allem, was die Deutschen wollen? Warum kann man nicht mit Konflikten leben?“
(rv 23.04.05 gs)










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