Einige brisante Dokumente soll Papst Benedikt XVI. seinem Nachfolger an der Spitze
der Glaubenskongregation zur Bearbeitung hinterlassen haben. Das berichtet die italienische
Tageszeitung "La Republica". Ihr zufolge bereitete Kardinal Ratzinger ein Papier über
wiederverheiratete Katholiken vor. Nach einer "schuldlosen" Scheidung sollten Wiederverheiratete
zu den Sakramenten zugelassen werden, berichtet das Blatt. Eine entsprechende Änderung
in der katholischen Glaubenslehre wäre aus theologischer, besonders aus pastoraler
Sicht eine Sensation. Außerdem habe der oberste Glaubenshüter der katholischen Kirche
das Pensionsalter für Bischöfe auf 80 Jahre anheben wollen. Derzeit sieht das Kirchenrecht
vor, dass Bischöfe bei Vollendung des 75. Lebensjahres dem Papst ihren Rücktritt anbieten
müssen, den dieser aber auch ablehnen kann - was etwa bei Ratzinger der Fall war.
Auch zwei Papiere über ökumenische Fragen sollen auf Ratzingers Schreibtisch gelegen
sein, als er zum Papst gewählt wurde, berichtet "Repubblica". Eines über des Ausübung
des Petrusdienstes und ein anderes über die göttliche Abstammung von Jesus Christus,
das als Grundlage für alle christlichen Konfessionen dienen sollte.
Wer Ratzingers Nachfolge an der Spitze der Glaubeneskongregation übernimmt, ist vorerst
unklar. Mögliche Kandidaten wären der renommierte italienische Theologe Bruno Forte,
der Genueser Kardinal Tarcisio Bertone oder der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph
Schönborn, der an Ratzingers Seite den Katechismus vorbereitete. Schönborn allerdings
sagte vor wenigen Tagen auf die Frage eines Journalisten, ob er bereit sei, an die
römische Kurie zu wechseln, er sei "sehr, sehr gern in Wien".
(repubblica, 22.04.05 gs)