Indien: Bischof Souza, mehr Kompetenz den Bischöfen
Mehr Kompetenz der Ortskirche, weniger Zentralismus – das ist eine Forderung, die
viele Bischofskonferenzen der Weltkirche an den neuen Papst stellen. Die Oberhirten
vor Ort wissen in vielen Fällen besser, was die Gläubigen brauchen. Auch der Bischof
von Poona in Indien, Valerian D`Souza, stößt in dieses Horn.
„Der Bischofskonferenz soll größere Kompetenz übertragen werden. Das würden wir
vom neuen Papst erwarten, dass er uns fördert in der Inkulturation, im Dialog mit
Andersgläubigen. Auf gewisse Weise soll es mehr dezentralisiert werden. Zum Beispiel
die Übersetzung von Texten, besonders in der Liturgie: Diese Texte müssen durch die
Bischofskonferenz nach Rom geschickt werden, wo aber gar keine Fachleute für diese
Sprachen vorhanden sind! So soll die Bischofskonferenz mehr Kompetenz haben, solche
Texte anzunehmen."
Der Anteil an Christen an der indischen Gesamtbevölkerung beträgt etwa zweieinhalb
Prozent. In den vergangenen Jahren hat sich die Lage für die Christen in manchen Gebieten
verschlimmert, und zwar auch außerhalb des so genannten "Hindu-Gürtels": Es kam zu
Übergriffen bis hin zu Morden durch fundamentalistische Hindus. Nach innen aber stellt
sich die Lage der katholischen Kirche in Indien als durchaus erfreulich dar, sagt
Bischof Souza.
"Vom Personal her gesehen, also Priester und Ordensleute, sind wir fast zu 100
Prozent einheimisch. Aber in der Liturgie und Theologie haben wir noch viel zu tun,
und da braucht die Kirche das Verständnis von Rom. Ich glaube sehr stark, dass Christus
durch den Heiligen Geist die Kirche führt. Es gibt schon einen Plan, für die Kirche,
auch für Indien, aber die kirchliche Führung, der Papst, die Bischöfe und alle, wir
müssen sehr gut und genau zuhören. Und so habe ich nicht die großen Erwartungen, der
Papst soll dieses oder jenes sein - ich habe nur eine Sache: Er soll wirklich dem
Geist zuhören und das durchführen, was der Geist ihm eingibt.“
(rv 13.04.05 gs)