Das Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltkirche, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury,
hat nicht nur gestern bei der Segungsfeier von Prinz Charles und Camilla Parker-Bowles
eine Rolle gespielt, sondern auch - einen Tag zuvor - bei der Beerdigung Johannes
Pauls. Im Gespräch mit uns erinnert sich der Chef-Anglikaner so an Johannes Paul:
"Bei meiner Begegnung mit ihm fiel mir seine Auffassungsgabe auf - dieser ungewöhnlich
eindringliche Blick, den er hatte, und sein Sinn der Weisheit und Stärke. Ich glaube,
viele, die ihm begegnet sind, haben diese tiefe Art, zu sprechen und zu handeln, an
ihm gesehen. Tiefe - das ist ein Wort, das mir in den Sinn kommt, wenn ich von ihm
spreche. Tiefe im Wissen, im Mut, das waren seine menschlichen Qualitäten.
Sein Tod war ein Schlag für alle Christen. Sie sahen, dass seine Priorität absolut
eindeutig war: das österliche Evangelium vom gekreuzigten und auferstandenen Christus,
das jeden Winkel des menschlichen Lebens durchdringt und verändert. Die Größe und
Stärke seines Glaubens sind eindeutig, vor allen Augen. Und dann sein Engagement in
einigen der wichtigsten Bereiche der modernen Gesellschaft, in Sachen Menschenrechte,
Universalität des Menschenrechts, das den Menschen von der Empfängnis bis zum Tod
im Auge hat. Dann der Mut, mit dem er das alles in unermüdlicher Aktivität angegangen
ist. Er hat sich auch sein ganzes Leben lang mit Mut den Tendenzen des 20. Jahrhunderts
entgegengestemmt, die versuchten, die Menschenwürde einzuschränken." (rv)