Kasper: Papst-Nachfolger soll ein Mann des Konsens sein
"Überraschend und tief bewegend zugleich" ist für Kardinal Walter Kasper die Anwesenheit
von Millionen von Menschen in Rom, die von Johannes Paul II. Abschied nehmen wollen.
Kasper , bis zum Tod Johannes Pauls Präsident des päpstlichen Einheitsrates, stellte
sich gestern Abend im Anschluss an eine Messe in der deutschen Nationalstiftung Santa
Maria dell'Anima kurz der Presse. "Letztlich ist das ja wie ein Wunder oder ein Zeichen
des Heiligen Geisters, niemand hat diese vielen Menschen gerufen, die sind spontan
aus den verschiednesten Ecken Italiens, Deutschlands, Österreichs oder Polen gekommen,
das ist ein Zeichen, dass dieses Pontifikat etwas erreicht hat."
Besonders die Anwesenheit so vieler jugendlicher Pilger habe ihn berührt, sagte Kasper:
"Er war ein Petrus, ein Fels, an dem sie sich halten und orientieren konnten, natürlich
auch oft reiben konnten, aber das gehört ja auch zu einer Vatergestalt, dass er nicht
zu allem ja und Amen sagt, sondern auch Grenzen setzt, das ist eine Hitnerlassenschaft
und zugleich für uns ein Zeichen der Hoffnung. Ich habe im Fernsehen gehört, die Kirche
sei am Ende, in einer Riesenkrise und am zusammenbruch - am Zusammenbruch ist im Augenblick
der Verkehr in Rom, aber nicht die Kirche."
Kasper ist einer der 117 wahlberechtigen Kardinäle, die am Montag, den 18. April,
ins Konklave einziehen werden, um einen neuen Papst zu wählen. Nach der Beerdigung
gehe es für die Kardinäle darum, "dass wir uns Gedanken machen über die gegenwärtige
Situation, die Herausforderungen, vor der die Kirche steht - und die Optionen, die
sich da auftun. Dann muss sich jeder im Gewissen selber fragen, denn das sind nicht
einfach Machtkämpfe, das sind Gewissensfrage, welchen könnte ich mir denken, dass
er diesen wahrlich nicht einfachen Fragen am ehesten entsprechen kann. Letztlich ist
jeder da natürlich überfordert."
Bei der geheimen Wahl im Konklave geht es für Kasper darum, einen, so der Kardinal
wörtlich, "möglichst breiten Konsens" zu suchen.
"Es hat ja keinen Sinn, auf Extreme zu setzen - ein Papst hat im Dienst der Einheit,
und er muss möglichst viel im Kardinalskollegium und im Bischofskollegium hitner sich
haben, nur so kann er seinen Dienst tun. Deshalb wird man nach einer breiten Mehrheit
suchen."
(rv 07.04.05 gs)