2005-04-03 11:35:36

Politiker würdigen den Papst


- Deutschland: Bundeskanzler Gerhard Schröder nennt den verstorbenen Johannes Paul einen Mann, "der unsere Welt verändert hat". Johannes Paul habe beim Bau eines friedlichen Europa eine herausragende Rolle gespielt. Schröders Außenminister Joschka Fischer nennt den Verstorbenen "eine außergewöhnliche Persönlichkeit unserer Zeit". Sein Einsatz habe u.a. zur deutschen Wiedervereinigung geführt. Bundespräsident Horst Köhler schrieb ein Beileidstelegramm an Kardinal Joseph Ratzinger und sprach darin von einem großen Verlust für die ganze Welt. Innenminister Otto Schily hat heute Trauerbeflaggung für die obersten Bundesbehörden in Bonn und Berlin angeordnet. Auch am noch nicht feststehenden Tag der offiziellen Trauerfeierlichkeiten für Johannes Paul II. sollen die Flaggen auf Halbmast gesetzt werden. Das teilte das Bundespresseamt mit.
"Ein großer Papst" sagte Bundesratspräsident Wolfgang Thierse (SPD) gegenüber Radio Vatikan und kündigte an, an der Beisetzungsfeier teilzunehmen: "Es ist ein schmerzliches Ereignis, so sehr man sich als Mensch auch gewünscht hat, dass der Papst von seinen Schmerzen erlöst wird. Aber mit ihm geht ein wichtiges Kapitel der Kirchengeschichte zu Ende - das ist das Gefühl, das einen beschleicht. Er hat dieses Land - Deutschland - gemocht; er war hier, er kannte es gut... Wir werden bei der nächsten regulären Sitzung des Parlaments sicher ein ehrendes Gedenken für ihn haben."
Der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber nennt den verstorbenen Papst "einen der größten, einen der allergrößten Päpste aller Zeiten." Gegenüber Radio Vatikan zeigte sich der CSU-Politiker bedrückt über den Papst-Tod. "So betroffen wie wenn ein Familienmitglied von uns gegangen wäre, denn Johannes Paul II. gehörte zu unserer Familie, gehörte zu Millionen Familien, denn er war ein Freund der Familien, er war eine faszinierende und beeindruckende Persönlichkeit, wie ich sie in der gegenwärtigen Epoche nirgends mehr sehe. Er war die moralische Instanz in der Welt, er war eine moralische Instanz für die Welt und er war eine glaubwürdige Persönlichkeit, unvergleichlich auch in der jetzigen Epoche. Es ist ein unglaublicher Verlust für die Menschheit und für die ganze Welt."
Auf die Frage, was von Johannes Paul II. denn bleiben wird, meint Stoiber: "Es wird eindeutig bleiben, dass dieser Papst die Größe hatte, bestimmte Schuldeingeständnisse für die katholische Kirche vorzunehmen, für bestimmte Vorgänge in der Geschichte, die nach damaligen Maßstäben rechtlich und moralisch nicht in Ordnung waren. Es wird übrig bleiben von ihm auf alle Fälle, der Papst des Dialogs, der Versöhnung und des Ausgleichs mit allen Religionen auf dieser Erde. Es wird natürlich mit diesem Papst ewig verbunden bleiben, er hat letztlich die Ursache gesetzt für das Ende des Kommunismus, für das Ende der Spaltung Europas und ohne ihn wäre die Wiedervereinigung Europas und besonders die Wiedervereinigung Deutschlands niemals möglich gewesen. Das ist schon eine riesige Palette, aber man könnte noch vieles andere aufzählen. Neben diesen gesellschaftlichen und politischen Ereignissen wird von ihm bleiben, dass der Papst künftig weit über die katholische Kirche hinaus, weit über die christlichen Kirchen hinaus die Instanz für die Welt sein muss, weil es einfach ein so weltumspannendes Geflecht wie das der katholischen Kirchen in der Welt nirgends gibt. Die katholische Kirche, den Papst als Oberhaupt, zeichnet aus, dass er in allen Kontinenten, in Europa, in Asien, in Afrika, in Australien, in Amerika, große Minderheiten oder gar Mehrheiten repräsentiert. Ich glaube, dass es in den letzten Jahrzehnten selten ein Ereignis gegeben hat, das so weltumspannend die Menschen betroffen gemacht hat, wie der Tod von Papst Johannes Paul II. - als einem der größten, einem der allergrößten Päpste aller Zeiten."
- USA: US-Präsident George Bush sagt, "die katholische Kirche hat ihren Hirten verloren. Die Welt hat einen Champion der menschlichen Freiheit verloren. Ein guter und gläubiger Diener Gottes wurde heimgerufen." Papst Johannes Paul II. sei eine Inspiration für Millionen von Amerikanern und viele Menschen mehr auf der ganzen Erde gewesen, so der Präsident weiter. "Wir sind Gott dankbar, dass er uns einen solchen Mann, gesandt hat, der ein Sohn Polens war, der Bischof von Rom und Held für die Zeiten wurde", schreibt George Bush wörtlich.
- Polen: Der ehemalige kommunistische Staatschef Wojciech Jaruzelski hat das Pontifikat Johannes Pauls II. als "gut für Polen, Europa und die ganze Welt" gewürdigt. "Als damaliger Verteidigungsminister waren meine Gefühle bei seiner Wahl zum Papst ambivalent. Aber ich war auf jeden Fall sehr zufrieden, dass es einen Papst aus Polen gab", sagte Jaruzelski in einem Interview mit der spansichen Zeitschrift ABC. Er habe stets "großen Respekt" vor Johannes Paul gehabt und ihn acht Mal getroffen.
- Russland: Staatspräsident Wladimir Putin nannte Johannes Paul "eine außergewöhnliche Figur unserer Zeit, in der sich ein ganzes Zeitalter vereinigt". Der Papst sei ein weißer und verantwortungsbewusster Mensch gewesen, offen für den Dialog, betonte Putin. Er fühle sich jetzt sehr sehr eng mit ihm verbunden. Der frühere sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow, der wiederholt im Vatikan zu Gast war, nannte Johannes Paul II. den "Humanisten Nummer eins auf der Erde". Sein Wirken habe nicht nur katholischen Christen genutzt.
- Israel: Die Regierung Sharon bezeichnete den Papst als Meister des Dialogs zwischen den Religionen. Erst seit 1993 pflegen Israel und der Vatikan diplomatische Beziehungen.
- Kuba: Staatspräsident Fidel Castro sandte ein Kondolenztelegramm. Castro würdigte das unermüdliche Eintreten des Papstes für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität unter den Völkern. Das offizielle kubanische TV hatte in den letzten Tagen wenig über die Krankheit des Papstes berichtet.
- Großbritannien: Königin Elizabeth von England, die Oberhaupt der anglikanischen Staatskirche ist, äußerte tiefe Trauer. Der britische Premierminister Tony Blair erinnerte an die Verehrung und den Respekt, die dem Kirchenoberhaupt von Gläubigen aller Konfessionen und sogar von Nichtglaubenden zuteil geworden seien.
- Frankreich: Präsident Jacques Chirac zeigte sich "tief bewegt". Die Trauer treffe Frankreich tief, nicht nur die Katholiken des Landes, sagte Chirac.
- Italien: Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi würdigte Johannes Paul II. in einem Schreiben an Kardinaldekan Joseph Ratzinger als "wahren Apostel der Gerechtigkeit und des Friedens in der ganzen Welt".
- Spanien: König Juan Carlos dankte dem Papst für seine unermüdliche Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit.
- Auch Kuba, eine der letzten Bastionen des Kommunismus, trauert um Johannes Paul II., der in den neunziger Jahren einmal die Insel besucht hat. Fidel Castro hat eine Trauerbotschaft in den Vatikan geschickt und drei Tage Staatstrauer angeordnet. In den Kirchen Havannas beteten Tausende nach Eintreffen der Todesnachricht. Kardinal Jaime Ortega konnte zum ersten Mal überhaupt im staatlichen Fernsehen sprechen.
- Libanon: PRäsident Emile Lahoud, ein maronitischer Christ, sagte in seinem Beileidstelegramm, sein Land habe "einen großen Freund verloren".
UNO: Generalsekretär Kofi Annan würdigt Johannes Paul II. als unermüdlichen Anwalt für den Frieden. Annan unterstrich ausdrücklich das Engagement des Papstes für die Anliegen der Vereinten Nationen, das er immer als "moralisches Zentrum" die Welt gesehen habe.
- EU: Der Ratsvorsitzende der Europäischen Kommission, Luxemburgs Ministerpräsident Jean-Claude Juncker, bezeichnete das verstorbene Kirchenoberhaupt als "unermüdlichen Verteidiger der Menschenrechte, der Religionsfreiheit und der sozialen Gerechtigkeit".
- Weitere: Auch aus zahlreichen Ländern der arabischen Welt kamen Bekundungen der Anteilnahme und Solidarität. Aus Peking liegt bis jetzt keine Reaktion vor, es gab aber vor wenigen Tagen Anteilnahme für seine schwere Krankheit durch einen Sprecher des Außenministeriums.
Papst Johannes Paul II. hat den Respekt der ganzen Welt wegen seines Einsatze für den Frieden erworben, so der japanische Regierungschef Koizumi in einem Telegramm zum Papsttod. Auch habe der Verstorbene größte Verdienste um den Dialog der Religionen.
Der nigerianische Präsident Obasanjo nennt den Papst eine Verkörperung der Tugend der Liebe. Er dankte ihm dafür, dass er sich allen Diktatoren des afrikanischen Kontinentes entgegengestellt habe. Der Präsident der Elfenbeinküste Gbagbo nennt den Papst in einer Botschaft einen unermüdlichen Pilger des Friedens.

(agenturen 03.04.05 sk/bp)







All the contents on this site are copyrighted ©.