- Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat nach dem Tod
Johannes Pauls II. den Papst als den gewürdigt, der vielen in schwierigen Situationen
Hoffnung gab. Wir dokumentieren seine Äußerung im Wortlaut:
"Der Papst ist von uns gegangen. Johannes Paul II. ist so gestorben, wie er gelebt
und gewirkt hat; geistig wach fast bis zuletzt, voller Hingabe an seinen Dienst und
ergeben in den Willen Gottes. Er hat weltweit die frohe Botschaft verkündet: "Öffnet,
reißt die Tore weit auf für Christus", zu allen Christen und Religionen, zu allen
Menschen, besonders zu den Armen. Seine Entschiedenheit hat viele Mauern zum Einsturz
gebracht, unter anderen gewiss auch den Eisernen Vorhang. Seine Unbeirrbarkeit im
Glauben hat auch in die schwierigsten Situationen viel Hoffnung gebracht. Ein mutiger
Zeuge des Evangeliums, ein Großer der Weltgeschichte und ein bleibendes Vorbild nicht
nur für die katholischen Christen, ist von uns gegangen. Die Welt ist ärmer geworden.
Es bleiben Trauer, Dankbarkeit und Treue zu seinem Vermächtnis."
(pm 2. 4. 05 lw)
- Auch am Kölner Dom wurde in der Nacht gebetet. Papst Johannes Paul II. war "das
moralische und ethische Rückgrat der Menschheit", so die Würdigung Kardinal Joachim
Meisners in seinem Hirtenwort, das er noch in der Nacht die Gläubigen im Erzbistum
richtete. Der Tod Johannes Pauls geht Meisner persönlich sehr nahe:
"Wir müssen leider die traurige Tatsache zur Kenntnis nehmen, dass wir keinen Papst
mehr haben. Und der Erzbischof von Köln muss sagen, dass er eigentlich keinen Vater
mehr hat. Ich habe meinen Vater so früh als Kind verloren, dass dieser Papst für mich
nicht nur Bruder und Weggefährte war, sonder er war mir wirklich ein Vater. Ich stehe
jetzt vor einem großen Loch, vor einer großen Lehre. Und dieser Papst in seiner ganzen
Persönlichkeit hat ein so großes Vakuum hinterlassen, dass einem direkt schwindlig
werden kann."
Die Todesnachricht hatte den Kardinal beim Kofferpacken erreicht. Noch am Sonntag
Nachmittag wird er nach Rom reisen. Und bei allem Schmerz - Christen dürften nicht
in "unösterliche Trauer" verfallen, sondern die Freude des Ostersonntags in sich tragen:
Natürlich müssen wir immer wieder Gott dankbar sein, dass er sein großartiges Leben
als Christ, als Priester, als Bischof und als Papst gerade gekrönt hat mit einem tapferen
Sterben in der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten. Da kann ich wirklich nur sagen:
Ende gut, alles gut. Und wir können uns zu diesem Papst gratulieren. Der hat uns ein
Vermächtnis hinterlassen, von dem wir in Zukunft lange lange zehren können.
(rv 03.04.05 bp)
- Der deutsche Bischof Josef Clemens, Sekretär des päpstlichen Rates für die Laien,
hat den Papst in den vergangenen 25 Jahren immer wieder getroffen. Und er wird Johannes
Paul als einen zutiefst menschlichen Papst in Erinnerung behalten:
"Für mich war er erst einmal ein sehr freundlicher Mann, ein liebenswürdiger Mann,
ein sehr aufmerksamer Mensch, ein Mann der zuhören konnte, der die Menschen ausreden
ließ. Für mich waren diese Begegnungen sehr schöne Begegnungen. Ich habe ihn zum
letzten Mal Mitte Januar in der Audienzhalle erlebt, bei einer großen Audienz für
ein italienisches Behindertenwerk, wo ich amtlich hingehen mussste. Und ich hatte
den Eindruck, dass er doch sehr litt, weil die Begrüßung der Behinderten so abgekürzt
wurde und was in den früheren Jahren nie passiert wäre."
- Auch der österreichische Kardinal Alfons Maria Stickler blickt mit einem Gefühl
großer Dankbarkeit auf Johannes Paul zurück:
"Ich verdanke ihm ja fast alles, ich war einer seiner ersten Bischöfe, die er geweiht
hat und dann zum Kardinal gemacht hat."
Die Kardinalswürde verlieh Johannes Paul Stickler bereits 1985 - und Kardinal Stickler
betont:
"Ich habe ihn sehr gut gekannt. Ich muss Ihnen sagen, ich habe ihn, so wie ich
ihn jetzt kennengelernt habe in seiner zweiten Zeit, wo er krank war, nicht mehr identifizieren
können, mit dem, den ich gekannt habe."
Wohl deshalb sieht Kardinal Stickler - der selber schwer krank ist - in dem Tod Johannes
Pauls heute besonders die Erlösung von einem langen Leiden:
"Ich sage: Er war schon zu lange Papst aufgrund seiner Gesundheit. Deswegen habe
ich gebetet, dass er ein gutes Hinübergehen hat. Ich bin selber schon fast 95 Jahre
alt und kenne mich ein bisschen aus mit dem menschlichen Leben."
(rv 03.04.05 hr)
Neben dem Gefühl großer Trauer verspürt er jetzt eine tiefe Dankbarkeit, sagt Bischof
Clemens:
"Ja, ich bin schon dem Papst sehr dankbar. Und dankbar - ich weiß nicht, ob das in
diesem Zusammenhang das richtige Wort ist, dass ihm diese Leidenszeit nicht noch weiter
verlängert worden ist."
(rv 03.04.05 hr)
- Papst Johannes Paul II. ist es gelungen, Gott in der modernen Welt präsent zu machen.
Das sagt der deutsche Vatikan-Kardinal Walter Kasper.
"Und er hat es geschafft - auch durch seine Menschlichkeit - der Kirche sozusagen
ein Gesicht zu geben und er hat natürlich, in dem er von Gott gesprochen hat auch
von der Würde des Menschen, von der Heiligkeit des Leben gesprochen. Und ich denke
das war seine große Leistung in dieser säkularisierten Welt: diese Botschaft laut
werden zu lassen und ihr Gehör zu verleihen."
Und so wird Kasper den gestern abend verstorbenen Papst im Gedächtnis behalten: "'Überaus
eindrucksvoll. Dieser Mann war ein Petrus, ein Fels, an dem man sich festhalten konnte,
auch stoßen konnte unter Umständen. Aber er hat Halt gegeben, er hat Richtung und
Orientierung verliehen. Wenn das wegbricht, ist da zunächst eine große Betroffenheit
und Trauer, aber es war auch eine große Gelassenheit, eine große Hoffnung da. Er hat
es ja selbst vorgelebt in den letzten Tagen, wie man mit Leiden und Sterben umgehen
kann und ich denke, das war noch einmal seine letzte große Predigt."
(rv 03.04.05 hr)
- Die Bischöfe Europas haben einen Brief an den verstorbenen Papst geschrieben, in
dem sie ihn direkt anreden. "Heiliger Vater, Europa und seine Hirten danken dir für
das Geschenk, das Gott uns durch dich gemacht hat. Du warst der Prophet eines neuen
Europa, du hast nie deine Leidenschaft für Europa verleugnet. Die Geschichte wird
immer mehr zeigen, was du zum Fall der Mauer und für das neue Europa beigetragen hast."
Der Brief ist vom Schweizer Bischof Amadée Grab unterzeichnet, der den Rat Europäischer
Bischofskonferenzen leitet.
(pm 03.04.05 sk)
-
In Wien verkündete das Trauergeläut der Pummerin, der Hauptglocke des Stephansdoms,
ab 22 Uhr den Tod Papst JIohannes Pauls II. Spontan sammelten sich viele Menschen
in großer Betroffenheit auf dem Platz vor dem Dom. Der Stephansdom, der normalerweise
um 22 Uhr geschlossen wird, blieb am Samstag bis Mitternacht geöffnet. Wenige Minuten
nach 22 Uhr betrat Kardinal Christoph Schönborn den Stephansdom. Der Wiener Erzbischof
kniete vor der Ikone von Maria Pocs nieder und stimmte das Rosenkranzgebet an. Er
war tief erschüttert von der Todesnachricht:
"Obwohl wir seit Tagen mit dieser Stunde rechnen mussten und gewusst haben, dass sie
kommt, ist es doch, wenn es dann so weit ist, ein schmerzlicher Moment des Abschieds.
Wir haben 26 Jahre lang Papst Johannes Paul II. als Oberhirten gehabt, viele junge
Menschen haben nie einen anderen Papst gehabt, und jetzt sich vorzustellen, dass er
einfach nicht mehr hier auf Erden u nter uns ist, das ist sehr sehr schmerzlich.
Der Papst ist am Vorabend des Barmherzigkeitssonntags gestorben. Ein Fest, das auf
Johannes Paul selbst zurück geht. Das ist ein Zeichen, sagt Schönborn, dass er Gott
zutiefst nahe war. Bei allem Schmerz spielt in dieser Nacht also auch Freude mit:
dass er am Ziel seines Lebens angekommen ist und dass er zu Hause sein darf. Jemand
der so stark geglaubt hat wie Papst Johannes Paul II., für den ist das Sterben, auch
wenn es für ihn sicher schmerzlich, qualvoll war, ein langer schwerer Weg, so ist
das Ziel doch das, worauf sein ganzes Leben ausgerichtet war. Und ich kann mir vorstellen
- nein ich kann es mir nicht vorstellen - ich hoffe es und glaube es, dass er bei
Gott angekommen ist und dass er auch glücklich ist. Und das ist doch auch etwas worüber
wir uns mit ihm u nd für ihn freuen dürfen, so traurig diese Stunde ist.
(rv 03.04.05 bp)
-
Auf den künftigen Papst kommen gewaltige Herausforderungen zu. Das sagt der belgische
Kardinal Godfried Danneels von Brüssel-Mechelen. "Johannes Paul hat der Kirche so
viel und so Wichtiges gegeben, dass ich im Moment gar nicht traurig bin", so der Kardinal.
"Er hatte ein gelungenes Leben und einen gelungenen Tod - das ist etwas sehr Besonderes."
Ein künftiger Papst solle das Begonnene in den Bereichen Menschenrechte, Versöhnung,
Gewaltlosigkeit und Religionsfreiheit fortsetzen. "Das muß alles weitergehen - wir
haben gerade erst angefangen. Und es werden noch neue Probleme dazukommen, z.B. die
großen ethischen Fragen, die jetzt aufkommen in Wissenschaft und Technik - dass wir
das Menschliche nicht verlieren."
(reuter 03.04.05 sk)
-
"Johannes Paul II. wurde vom Feuer der Liebe zur Kirche und zur Menschheitsfamilie
verzehrt und er tat alles, um diese Flamme weiterzugeben." Das hat Frère Roger Schutz,
der Gründer und Prior der Gemeinschaft von Taize nach dem Tod des Papstes erklärt.
Schutz lernte Karol Wojtyla 1962 beim II. Vatikanischen Konzil kennen und war in den
sieben Jahren Pontifikat jedes Jahr zur Privataudienz bei ihm. Mit den Auslandsreisen
habe der Papst der Universalität der Kirche Auschwung verliehen. "Seine über hundert
Reisen bleiben klarer Ausdruck einer
Seele, der so viel daran lag, eine Zukunft in Frieden einzuleiten."
(pm 03.04.05 bp)
- "Seine Menschlichkeit und seine Frömmigkeit haben den Papst aus Polen z u einem
bedeutenden geistlichen Führer und einer moralischen Instanz gemacht." Das hat Wolfgang
Huber, der Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland nach dem Tod Johannes
Pauls II. betont. Die Welt habe "einen großen Menschen" und "einen eindrücklichen
Zeugen des Evangeliums verloren. Sein Respekt schließe zwar Kritik nicht aus, aber
Johannes Paul werde als einer der bedeutendsten Päpste in die Kirchengeschichte eingehen.
(kna 03.04.05 bp)
- Die Verdienste Papst Johannes Pauls um die Ökumene, die Versöhnung der Religionen
und den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt hat der bayerische Landesbischof
und Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands
(VELKD), Johannes Friedrich gewürdigt. Friedrich erinnerte besonders an den Einsatz
des Papstes für die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre". Sie der der "greifbarste
ökumenische Fortschritt" zwischen Katholiken und Lutheranern. Friedrich weiter: "Wenn
auch nicht vor dem Papstamt an sich, so umso mehr vor dem Menschen, der es inne hatte
verneige
ich mich in Respekt und mit Dank für alle Impulse, die er zur Förderung der Einheit
gesetzt hat." Alles, was evangelische Christen an Entscheidungen des Papstes durchaus
kritisch sähen, sei in den Tagen seines Sterbens und besonders mit der Stunde seines
Todes in den Hintergrund
getreten. Gerade im Angesicht des Leidens und Sterbens des Papstes und im Blick auf
die von Johannes Paul ausgestrahlte Spiritualität, sei Friedrich überzeugt: "Gott
hat diesen Papst zum
Zeugen Jesu Christi gemacht."
(pm 03.04.05 bp)
-
Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Christen in aller Welt würdigt den verstorbenen
Papst als einen "Visionär". Johannes Paul habe ohne Unterlaß auf eine Annäherung der
Kirchen hingearbeitet, so Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel. Der in Istanbul
residierende Patriarch drückte seine Trauer aus.
(afp 03.04.05 sk)
- Mit versöhnlichen Worten würdigt der russisch-orthodoxe Patriarch von Moskau, Alexei
II., den verstorbenen Papst. Wörtlich wünscht Alexei: "Möge die Erinnerung an ihn
ewig wach bleiben!"Das Pontifikat Johannes Pauls habe eine ganze Epoche der modernen
Geschichte geprägt. "Die Persönlichkeit, die Taten und Ideen Johannes Pauls hatten
eine starke Wirkung auf die Welt. Auch wir beweinen diesen Verlust, der die katholische
Kirche getroffen hat." Wegen Bedenken Alexeis war eine Reise nach Moskau, die Johannes
Paul sich zu seinen Lebzeiten sehnlichst gewünscht hatte, nicht zustande gekommen;
die zwei Kirchenführer sind sich nie begegnet.
(ansa 03.04.05 sk)
- "Mit Johannes Paul II. ist einer der Großen der Kirchengeschichte und der Weltgeschichte
von uns gegangen." Das hat Hans Joachim Meyer, Präsident des Zentralkomitees der deutschen
Katholiken (ZdK), nach dem Tod Johannes Paul II. betont. Freiheit, Gerechtigkeit,
Frieden und Versöhnung seien sein Programm gewesen. Die Deutschen seinen dem Papst
für die "Ermutigung der Menschen zur Freiheit" zu besonderem Dank verpflichtet. Das
unbedingte Eintreten gegen den Krieg als Mittel der Politik machte ihn weltweit zum
geachteten Mann des Friedens. Seine mahnenden Worte galten nicht nur den Mächtigen
der Politik, sondern auch den Mächtigen in der Wirtschaft. Meyer weiter: "Papst Johannes
Paul II. verzehrte sich im Einsatz für den Glauben und die Kirche."
(pm 03.04.05 bp)
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Die katholische Kirche in der Schweiz ist "tief betrübt" über den Tod des Heiligen
Vaters. In einer Erklärung der Bischofskonferenz heißt es:
"Wir sind überaus dankbar für den Dienst, den Papst Johannes Paul II. der Kirche
und der Welt in über 25 Jahren erwiesen hat und sind überzeugt, dass im Wirken von
Papst Johannes Paul II. Gottes Segen für die ganze Welt spürbar geworden ist. Sein
Einsatz auf der Bühne der Weltpolitik hat wesentlich zum endgültigen Verschwinden
des eisernn Vorhangs und zu einer Versöhnung von einst verfeindeten Mächten geführt.
Sein unbeirrbares Einstehen, ja seine mahnenden Worte und sein persönliches Beispiel
zur Verwirklichung des Friedens unter den Volkern und Religionen gaben diesem Pontifikat
eine weltgeschichtliche Bedeutung."
(pm 03.04.05 bp)