2005-04-03 12:19:20

Kirchenvertreter würdigen Johannes Paul II.


- Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hat nach dem Tod Johannes Pauls II. den Papst als den gewürdigt, der vielen in schwierigen Situationen Hoffnung gab. Wir dokumentieren seine Äußerung im Wortlaut:
"Der Papst ist von uns gegangen. Johannes Paul II. ist so gestorben, wie er gelebt und gewirkt hat; geistig wach fast bis zuletzt, voller Hingabe an seinen Dienst und ergeben in den Willen Gottes. Er hat weltweit die frohe Botschaft verkündet: "Öffnet, reißt die Tore weit auf für Christus", zu allen Christen und Religionen, zu allen Menschen, besonders zu den Armen. Seine Entschiedenheit hat viele Mauern zum Einsturz gebracht, unter anderen gewiss auch den Eisernen Vorhang. Seine Unbeirrbarkeit im Glauben hat auch in die schwierigsten Situationen viel Hoffnung gebracht. Ein mutiger Zeuge des Evangeliums, ein Großer der Weltgeschichte und ein bleibendes Vorbild nicht nur für die katholischen Christen, ist von uns gegangen. Die Welt ist ärmer geworden. Es bleiben Trauer, Dankbarkeit und Treue zu seinem Vermächtnis."
(pm 2. 4. 05 lw)
- Auch am Kölner Dom wurde in der Nacht gebetet. Papst Johannes Paul II. war "das moralische und ethische Rückgrat der Menschheit", so die Würdigung Kardinal Joachim Meisners in seinem Hirtenwort, das er noch in der Nacht die Gläubigen im Erzbistum richtete. Der Tod Johannes Pauls geht Meisner persönlich sehr nahe:
"Wir müssen leider die traurige Tatsache zur Kenntnis nehmen, dass wir keinen Papst mehr haben. Und der Erzbischof von Köln muss sagen, dass er eigentlich keinen Vater mehr hat. Ich habe meinen Vater so früh als Kind verloren, dass dieser Papst für mich nicht nur Bruder und Weggefährte war, sonder er war mir wirklich ein Vater. Ich stehe jetzt vor einem großen Loch, vor einer großen Lehre. Und dieser Papst in seiner ganzen Persönlichkeit hat ein so großes Vakuum hinterlassen, dass einem direkt schwindlig werden kann."
Die Todesnachricht hatte den Kardinal beim Kofferpacken erreicht. Noch am Sonntag Nachmittag wird er nach Rom reisen. Und bei allem Schmerz - Christen dürften nicht in "unösterliche Trauer" verfallen, sondern die Freude des Ostersonntags in sich tragen:
Natürlich müssen wir immer wieder Gott dankbar sein, dass er sein großartiges Leben als Christ, als Priester, als Bischof und als Papst gerade gekrönt hat mit einem tapferen Sterben in der Hoffnung auf die Auferstehung der Toten. Da kann ich wirklich nur sagen: Ende gut, alles gut. Und wir können uns zu diesem Papst gratulieren. Der hat uns ein Vermächtnis hinterlassen, von dem wir in Zukunft lange lange zehren können.
(rv 03.04.05 bp)

- Der deutsche Bischof Josef Clemens, Sekretär des päpstlichen Rates für die Laien, hat den Papst in den vergangenen 25 Jahren immer wieder getroffen. Und er wird Johannes Paul als einen zutiefst menschlichen Papst in Erinnerung behalten:
"Für mich war er erst einmal ein sehr freundlicher Mann, ein liebenswürdiger Mann, ein sehr aufmerksamer Mensch, ein Mann der zuhören konnte, der die Menschen ausreden ließ. Für mich waren diese Begegnungen sehr schöne Begegnungen. Ich habe ihn zum letzten Mal Mitte Januar in der Audienzhalle erlebt, bei einer großen Audienz für ein italienisches Behindertenwerk, wo ich amtlich hingehen mussste. Und ich hatte den Eindruck, dass er doch sehr litt, weil die Begrüßung der Behinderten so abgekürzt wurde und was in den früheren Jahren nie passiert wäre."
- Auch der österreichische Kardinal Alfons Maria Stickler blickt mit einem Gefühl großer Dankbarkeit auf Johannes Paul zurück:
"Ich verdanke ihm ja fast alles, ich war einer seiner ersten Bischöfe, die er geweiht hat und dann zum Kardinal gemacht hat."
Die Kardinalswürde verlieh Johannes Paul Stickler bereits 1985 - und Kardinal Stickler betont:
"Ich habe ihn sehr gut gekannt. Ich muss Ihnen sagen, ich habe ihn, so wie ich ihn jetzt kennengelernt habe in seiner zweiten Zeit, wo er krank war, nicht mehr identifizieren können, mit dem, den ich gekannt habe."
Wohl deshalb sieht Kardinal Stickler - der selber schwer krank ist - in dem Tod Johannes Pauls heute besonders die Erlösung von einem langen Leiden:
"Ich sage: Er war schon zu lange Papst aufgrund seiner Gesundheit. Deswegen habe ich gebetet, dass er ein gutes Hinübergehen hat. Ich bin selber schon fast 95 Jahre alt und kenne mich ein bisschen aus mit dem menschlichen Leben."
(rv 03.04.05 hr)
Neben dem Gefühl großer Trauer verspürt er jetzt eine tiefe Dankbarkeit, sagt Bischof Clemens:
"Ja, ich bin schon dem Papst sehr dankbar. Und dankbar - ich weiß nicht, ob das in diesem Zusammenhang das richtige Wort ist, dass ihm diese Leidenszeit nicht noch weiter verlängert worden ist."
(rv 03.04.05 hr)

- Papst Johannes Paul II. ist es gelungen, Gott in der modernen Welt präsent zu machen. Das sagt der deutsche Vatikan-Kardinal Walter Kasper.
"Und er hat es geschafft - auch durch seine Menschlichkeit - der Kirche sozusagen ein Gesicht zu geben und er hat natürlich, in dem er von Gott gesprochen hat auch von der Würde des Menschen, von der Heiligkeit des Leben gesprochen. Und ich denke das war seine große Leistung in dieser säkularisierten Welt: diese Botschaft laut werden zu lassen und ihr Gehör zu verleihen."
Und so wird Kasper den gestern abend verstorbenen Papst im Gedächtnis behalten: "'Überaus eindrucksvoll. Dieser Mann war ein Petrus, ein Fels, an dem man sich festhalten konnte, auch stoßen konnte unter Umständen. Aber er hat Halt gegeben, er hat Richtung und Orientierung verliehen. Wenn das wegbricht, ist da zunächst eine große Betroffenheit und Trauer, aber es war auch eine große Gelassenheit, eine große Hoffnung da. Er hat es ja selbst vorgelebt in den letzten Tagen, wie man mit Leiden und Sterben umgehen kann und ich denke, das war noch einmal seine letzte große Predigt."
(rv 03.04.05 hr)

- Die Bischöfe Europas haben einen Brief an den verstorbenen Papst geschrieben, in dem sie ihn direkt anreden. "Heiliger Vater, Europa und seine Hirten danken dir für das Geschenk, das Gott uns durch dich gemacht hat. Du warst der Prophet eines neuen Europa, du hast nie deine Leidenschaft für Europa verleugnet. Die Geschichte wird immer mehr zeigen, was du zum Fall der Mauer und für das neue Europa beigetragen hast." Der Brief ist vom Schweizer Bischof Amadée Grab unterzeichnet, der den Rat Europäischer Bischofskonferenzen leitet.
(pm 03.04.05 sk)

- In Wien verkündete das Trauergeläut der Pummerin, der Hauptglocke des Stephansdoms, ab 22 Uhr den Tod Papst JIohannes Pauls II. Spontan sammelten sich viele Menschen in großer Betroffenheit auf dem Platz vor dem Dom. Der Stephansdom, der normalerweise um 22 Uhr geschlossen wird, blieb am Samstag bis Mitternacht geöffnet. Wenige Minuten nach 22 Uhr betrat Kardinal Christoph Schönborn den Stephansdom. Der Wiener Erzbischof kniete vor der Ikone von Maria Pocs nieder und stimmte das Rosenkranzgebet an. Er war tief erschüttert von der Todesnachricht:
"Obwohl wir seit Tagen mit dieser Stunde rechnen mussten und gewusst haben, dass sie kommt, ist es doch, wenn es dann so weit ist, ein schmerzlicher Moment des Abschieds. Wir haben 26 Jahre lang Papst Johannes Paul II. als Oberhirten gehabt, viele junge Menschen haben nie einen anderen Papst gehabt, und jetzt sich vorzustellen, dass er einfach nicht mehr hier auf Erden u nter uns ist, das ist sehr sehr schmerzlich.
Der Papst ist am Vorabend des Barmherzigkeitssonntags gestorben. Ein Fest, das auf Johannes Paul selbst zurück geht. Das ist ein Zeichen, sagt Schönborn, dass er Gott zutiefst nahe war. Bei allem Schmerz spielt in dieser Nacht also auch Freude mit:
dass er am Ziel seines Lebens angekommen ist und dass er zu Hause sein darf. Jemand der so stark geglaubt hat wie Papst Johannes Paul II., für den ist das Sterben, auch wenn es für ihn sicher schmerzlich, qualvoll war, ein langer schwerer Weg, so ist das Ziel doch das, worauf sein ganzes Leben ausgerichtet war. Und ich kann mir vorstellen - nein ich kann es mir nicht vorstellen - ich hoffe es und glaube es, dass er bei Gott angekommen ist und dass er auch glücklich ist. Und das ist doch auch etwas worüber wir uns mit ihm u nd für ihn freuen dürfen, so traurig diese Stunde ist.
(rv 03.04.05 bp)

- Auf den künftigen Papst kommen gewaltige Herausforderungen zu. Das sagt der belgische Kardinal Godfried Danneels von Brüssel-Mechelen. "Johannes Paul hat der Kirche so viel und so Wichtiges gegeben, dass ich im Moment gar nicht traurig bin", so der Kardinal. "Er hatte ein gelungenes Leben und einen gelungenen Tod - das ist etwas sehr Besonderes." Ein künftiger Papst solle das Begonnene in den Bereichen Menschenrechte, Versöhnung, Gewaltlosigkeit und Religionsfreiheit fortsetzen. "Das muß alles weitergehen - wir haben gerade erst angefangen. Und es werden noch neue Probleme dazukommen, z.B. die großen ethischen Fragen, die jetzt aufkommen in Wissenschaft und Technik - dass wir das Menschliche nicht verlieren."
(reuter 03.04.05 sk)

- "Johannes Paul II. wurde vom Feuer der Liebe zur Kirche und zur Menschheitsfamilie verzehrt und er tat alles, um diese Flamme weiterzugeben." Das hat Frère Roger Schutz, der Gründer und Prior der Gemeinschaft von Taize nach dem Tod des Papstes erklärt. Schutz lernte Karol Wojtyla 1962 beim II. Vatikanischen Konzil kennen und war in den sieben Jahren Pontifikat jedes Jahr zur Privataudienz bei ihm. Mit den Auslandsreisen habe der Papst der Universalität der Kirche Auschwung verliehen. "Seine über hundert Reisen bleiben klarer Ausdruck einer
Seele, der so viel daran lag, eine Zukunft in Frieden einzuleiten."
(pm 03.04.05 bp)

- "Seine Menschlichkeit und seine Frömmigkeit haben den Papst aus Polen z u einem bedeutenden geistlichen Führer und einer moralischen Instanz gemacht." Das hat Wolfgang Huber, der Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland nach dem Tod Johannes Pauls II. betont. Die Welt habe "einen großen Menschen" und "einen eindrücklichen Zeugen des Evangeliums verloren. Sein Respekt schließe zwar Kritik nicht aus, aber Johannes Paul werde als einer der bedeutendsten Päpste in die Kirchengeschichte eingehen.
(kna 03.04.05 bp)

- Die Verdienste Papst Johannes Pauls um die Ökumene, die Versöhnung der Religionen und den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt hat der bayerische Landesbischof und Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Johannes Friedrich gewürdigt. Friedrich erinnerte besonders an den Einsatz des Papstes für die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre". Sie der der "greifbarste ökumenische Fortschritt" zwischen Katholiken und Lutheranern. Friedrich weiter: "Wenn auch nicht vor dem Papstamt an sich, so umso mehr vor dem Menschen, der es inne hatte verneige
ich mich in Respekt und mit Dank für alle Impulse, die er zur Förderung der Einheit gesetzt hat." Alles, was evangelische Christen an Entscheidungen des Papstes durchaus kritisch sähen, sei in den Tagen seines Sterbens und besonders mit der Stunde seines Todes in den Hintergrund
getreten. Gerade im Angesicht des Leidens und Sterbens des Papstes und im Blick auf die von Johannes Paul ausgestrahlte Spiritualität, sei Friedrich überzeugt: "Gott hat diesen Papst zum
Zeugen Jesu Christi gemacht."
(pm 03.04.05 bp)

- Das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Christen in aller Welt würdigt den verstorbenen Papst als einen "Visionär". Johannes Paul habe ohne Unterlaß auf eine Annäherung der Kirchen hingearbeitet, so Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel. Der in Istanbul residierende Patriarch drückte seine Trauer aus.
(afp 03.04.05 sk)
- Mit versöhnlichen Worten würdigt der russisch-orthodoxe Patriarch von Moskau, Alexei II., den verstorbenen Papst. Wörtlich wünscht Alexei: "Möge die Erinnerung an ihn ewig wach bleiben!"Das Pontifikat Johannes Pauls habe eine ganze Epoche der modernen Geschichte geprägt. "Die Persönlichkeit, die Taten und Ideen Johannes Pauls hatten eine starke Wirkung auf die Welt. Auch wir beweinen diesen Verlust, der die katholische Kirche getroffen hat." Wegen Bedenken Alexeis war eine Reise nach Moskau, die Johannes Paul sich zu seinen Lebzeiten sehnlichst gewünscht hatte, nicht zustande gekommen; die zwei Kirchenführer sind sich nie begegnet.
(ansa 03.04.05 sk)
- "Mit Johannes Paul II. ist einer der Großen der Kirchengeschichte und der Weltgeschichte von uns gegangen." Das hat Hans Joachim Meyer, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), nach dem Tod Johannes Paul II. betont. Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung seien sein Programm gewesen. Die Deutschen seinen dem Papst für die "Ermutigung der Menschen zur Freiheit" zu besonderem Dank verpflichtet. Das unbedingte Eintreten gegen den Krieg als Mittel der Politik machte ihn weltweit zum geachteten Mann des Friedens. Seine mahnenden Worte galten nicht nur den Mächtigen der Politik, sondern auch den Mächtigen in der Wirtschaft. Meyer weiter: "Papst Johannes Paul II. verzehrte sich im Einsatz für den Glauben und die Kirche."
(pm 03.04.05 bp)
- Die katholische Kirche in der Schweiz ist "tief betrübt" über den Tod des Heiligen Vaters. In einer Erklärung der Bischofskonferenz heißt es: "Wir sind überaus dankbar für den Dienst, den Papst Johannes Paul II. der Kirche und der Welt in über 25 Jahren erwiesen hat und sind überzeugt, dass im Wirken von Papst Johannes Paul II. Gottes Segen für die ganze Welt spürbar geworden ist. Sein Einsatz auf der Bühne der Weltpolitik hat wesentlich zum endgültigen Verschwinden des eisernn Vorhangs und zu einer Versöhnung von einst verfeindeten Mächten geführt. Sein unbeirrbares Einstehen, ja seine mahnenden Worte und sein persönliches Beispiel zur Verwirklichung des Friedens unter den Volkern und Religionen gaben diesem Pontifikat eine weltgeschichtliche Bedeutung."
(pm 03.04.05 bp)







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