Papst Johannes Paul II. liegt offenbar im Sterben. Seit Freitag Mittag gibt es allerdings
keine neuen, direkten Berichte aus dem Apostolischen Palast mehr. Das scheint darauf
hinzudeuten, dass der Zustand des Papstes weiter "sehr ernst", aber in gewisser Weise
stabil ist. Kardinal Camillo Ruini hatte am Freitagvormittag den Eindruck, dem Papst
gehe es ein bißchen besser. Man könne noch nicht von einer Agonie bei Johannes Paul
II. sprechen, so der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz im Fernsehen.
Der Papst ist bei vollem Bewußtsein und ruhig; sein Zustand bleibt aber unverändert
sehr ernst. Das sagte heute mittag vor Journalisten ein sichtlich bewegter Vatikan-Sprecher
Joaquin Navarro-Valls. Johannes Paul II. habe heute morgen den Kreuzweg und das Stundengebet
mitgebetet, die man ihm vorgelesen habe. Außerdem habe er u.a. Kardinalstaatssekretär
Sodano, die Kardinäle Ruini, Szoka, Ratzinger sowie die Kurien-Erzbischöfe Lajolo,
Sardi und Sandri empfangen. Der Zustand des Papstes sei unverändert ernst, so Navarro;
sein Blutdruck sei "unregelmäßig", er habe große Atemschwierigkeiten. Vor kurzem habe
man ihm auf seinen Wunsch auch Auszüge aus der Bibel vorgelesen.
Gestern abend habe man den Papst über den Ernst seiner Lage informiert. Daraufhin
habe er gefragt, ob es unbedingt nötig sei, ihn ins Krankenhaus zu bringen. Auf die
abschlägige Antwort habe er entschieden, in seinen Gemächern im Vatikan zu bleiben.
Navarro bestätigte, dass dem Papst Vatikan-Ärzte unter Leitung des päpstlichen Leibarztes
Renato Buzzonetti zur Seite stünden. Der Sprecher erwähnte zwei Spezialisten für Wiederbelebung,
einen Herzspezialisten sowie einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt sowie zwei Krankenpfleger.
Über seine eigenen Gefühle wollte der sichtlich mit den Tränen kämpfende Navarro nicht
sprechen. Der todkranke Papst sei "ein Bild, wie ich es in diesen 26 Jahren nie gesehen
habe". Der vatikanische Pressesaal, Anlaufstelle für Vatikan-Korrespondenten aus aller
Welt, soll heute nacht geöffnet bleiben.
(rv 01.04.05 sk)