Papst hat hohes Fieber - Zustand kritisch, aber derzeit stabil
Krise in der Nacht - der Gesundheitszustand des Papstes hat sich am Donnerstag abend
offenbar dramatisch verschlechtert. Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls bestätigte
kurz vor 23 Uhr, dass Johannes Paul II. hohes Fieber habe. Grund sei eine Harnwegs-Infektion,
die jetzt mit Antibiotika bekämpft werde. Das vatikanische Ärzteteam behalte den kranken
Papst im Auge, versichert das Statement. Nach ersten Informationen spricht der Papst
auf die Antibiotika bereits an; die Lage scheint stabil, aber weiter kritisch. "Es
geht ihm sehr, sehr schlecht" - mit diesen Worten zitiert die Nachrichtenagentur ansa
einen Eingeweihten. Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano und seine Mitarbeiter würden
ständig über die gesundheitliche Krise des Papstes auf dem laufenden gehalten. An
der Spitze des Ärzteteams, das sich um Johannes Paul kümmere, stehe der Leibarzt des
Papstes, Renato Buzzonetti. Auf dem Petersplatz haben sich viele Journalisten, Ordensleute,
aber auch Neugierige versammelt; die Lichter in den päpstlichen Gemächern sind alle
bis auf eines gegen 23.30 Uhr erloschen.
Trotz seiner Krankheit wird der Papst nicht zurücktreten, "bis Gott ihn zu sich ruft".
Das bekräftigte am Donnerstag Morgen ein dem Vatikan nahestehender Publizist. In der
italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" schrieb der Papst-Biograph und vielfache
Buchautor Vittorio Messori wörtlich: "Egal, wie sich seine Krankheit entwickelt -
er wird nicht zurücktreten". Messori deutet an, dass der Vatikan ihn zu dieser Aussage
autorisiert hat. Entsprechende Signale gab es tatsächlich auch aus dem Vatikan selbst.
Schon vor drei Jahren hatte der Papst über Messori ausrichten lassen, seine Gesundheit
sei - so wörtlich - "nicht meine Sache, sondern sie liegt in der Hand dessen, der
mich in dieses Amt berufen hat". Johannes Paul sei derzeit durchaus imstande, zu sprechen,
so Messori weiter; er sei aber bei öffentlichen Auftritten nervös und bringe deshalb
kein Wort heraus. Nach Angaben der Nachrichtenagentur afp hat Johannes Paul seit seinem
Luftröhrenschnitt im Februar fast 19 Kilo abgenommen. -
Derweil registrierte man im Vatikan aber auch aufmerksam, dass einige Medien in Europa
- darunter die französische "Le Monde" - das öffentliche Leiden des Papstes kritisieren.
Vatikan-Kardinal Roberto Tucci meinte am Donnerstag im Gespräch mit uns: "Ich würde
gerne zumindest die Christen daran erinnern, dass die Kirche kein großes internationales
Unternehmen ist, sondern eine Gemeinschaft im Glauben und in der Liebe. Der Papst
macht sich das Pauluswort zu eigen, das er immer wieder gepredigt hat: Ich freue mich
der Leiden, die ich für euch erdulde, und ich ergänze dadurch, was an den Leiden Christi
noch fehlt. Ich bin sicher: Der Papst denkt ständig daran. Vielleicht kann der leidende
Papst der Kirche sogar sehr viel mehr geben als vorher, als es ihm noch gut ging..."
(corriere/rv 31.03.05 sk)
(rv 31.03.05 sk)