Bulgarien wird einer italienischen Parlamentskommission seine Geheimdienst-Archive
öffnen, um zur Klärung der Hintergründe des Papstattentates von 1981 beizutragen.
Das hat der Sprecher der bulgarischen Regierung Dimitar Tzonev angekündigt.
Dass die italienische Parlamentskommission neuerlich die „bulgarische Spur“ verfolge,
sei „nicht als Anschuldigungen gegen Bulgarien“ zu sehen, zitiert der bulgarische
Nachrichtendienst Mediapool den Regierungssprecher. Die italienische Parlamentskommission,
die seit 2002 besteht, hat ihre Ermittlungen nach dem Erscheinen des neuen Papst-Buches
„Gedächtnis und Identität“ wieder aufgenommen, in dessen Schlusskapitel Johannes Paul
sich an das Attentat vom Mai 1981 erinnert. Ein Sprecher der Parlamentskommission,
der Abgeordnete Enzo Fragalà, lobte in einer Stellungnahme die bulgarische Regierung
für ihren Entschluss, die Geheimdienst-Archive zu öffnen. Er werde in Sofia ein internationales
Ansuchen um Amtshilfe einreichen, damit unabhängige Fachleute die entsprechenden Dokumente
einsehen könnten.
Die Kommission will herausfinden, ob der türkische Attentäter Ali Agca vom sowjetischen
Geheimdienst KGB die Waffen für den Anschlag erhalten hat und wer seine dreimonatige
Unterweisung für das Attentat in einem staatlichen Hotel in Sofia angeordnet hatte.
Agca selbst hatte angegeben, dass er vom bulgarischen kommunistischen Geheimdienst
den Auftrag zum Mord an Johannes Paul erhalten habe. Die Bulgaren hätten ihrerseits
mit direkter Weisung des KGB gehandelt. Allerdings hatte Acga sich später in Widersprüche
verstrickt; später bezeichnete er sich als Einzeltäter.
Ob die Öffnung der bulgarischen Geheimdienst-Archive neues Licht auf das Attentat
wirft, bleibt ungewiss. Kurz vor dem Zusamenbruch des Kommunismus hat der damalige
Innenminister Bulgariens 144.000 Geheimdienstdossiers vernichten lassen.
(ansa / adnkronos / kreuz.net 30.03.05 gs)