Großbritannien: Abtreibung wird zum Wahlkampfthema
Das Thema Abtreibung gerät in Großbritannien in die Mühlen des Wahlkampfs. In zwei
Monaten etwa wird ein neuer Premierminister gewählt: Umfragen-Wellenreiter Tony Blair
ist für eine weitere Lockerung im Abtreibungsrecht, der konservative Herausforderer
Michael Howard für ein strengeres Gesetz. Kardinal Murphy O`Connor und der anglikanische
Primas-Erzbischof Rowan Williams haben sich in dieser Sache deutlich gegen Blairs
Pläne geäußert. Die Überraschung ist jetzt, dass eine Umfrage ihnen Rückenwind gibt.
Danach sind fast 60 Prozent der Briten für eine Einschränkung der Frist, innerhalb
derer man in Großbritannien legal eine Abtreibung durchführen kann. Nur 24 Prozent
stimmten für die Beibehaltung der jetzt gültigen Frist, die bei der 24. Schwangerschafts-Woche
liegt. Der Erzbischof von Liverpool, Patrick Kelly, sagte uns dazu:"Das zeigt doch,
dass es jetzt eine Chance gibt für eine neue und sehr ernsthafte Debatte. Wir müssen
jetzt durchsetzen, dass eine grundsätzliche Debatte geführt wird. Wie der Erzbischof
von Canterbury zu Recht sagt, ist das nicht einfach ein Streit um Schwangerschaftswochen
und Fristen - wir müssen jetzt das ganze Thema Abtreibung angehen. Da wird einem menschlichen
Wesen das Leben verweigert. Wenn wir das jetzt nicht klar sagen, rennen wir vor der
Realität davon. In der Umfrage waren übrigens noch mehr Frauen als Männer für eine
Verschärfung des Abtreibungsrechts. Ich glaube, da kommt jetzt allmählich die Stimme
von Frauen durch, die eine Abtreibung durchgemacht haben. Nicht wenige von ihnen suchen
Menschen, mit denen sie über diese Erfahrung sprechen können - ich glaube, das ist
der Hintergrund dieses Stimmungsbildes. Es ist nicht so, wie viele uns das immer glauben
machen wollten."
(rv 22.03.05 sk)