Selten schafft es ein theologisches Seminar an einer päpstlichen Universität so weit
in die Weltpresse wie ein Kurs am Institut der Legionäre Christi – eigentlich auch
wieder kein Wunder bei dem Thema: Exorzismus. Die Ausbildung von Priestern für die
Austreibung von Teufel und Dämonen aus einer besessenen Person. Was für die einen
nach tiefstem Mittelalter klingt, ist für andere endlich ein Schritt der Kirche in
die richtige Richtung. Was hat es mit dem Exorzismus auf sich?
Die Kinogänger gruselten sich. Und zwar selten mehr. „Der Exorzist“, ein Streifen,
der in den frühen siebziger Jahren in die Kinos kam und erst vor wenigen Monaten in
einer „Vollversion“ noch einmal neu die Zuschauer das Grauen lehrte. Der „erschreckendste
Film aller Zeiten“ wird er immer wieder genannt. Der größte Horror. Die Geschichte
eines Mädchens, das vom Teufel besessen ist, das von ihm gequält und misshandelt wird,
das auf einmal unmenschliche Kräfte besitzt, sich vom Boden erhebt, in fremden Sprachen
spricht und mit einer unnatürlich tiefen Stimme, das Priester in den wildesten Tönen
beschimpft, am Körper fürchterliche Verletzungen aufweist, das auf einmal Dinge weiß,
von denen es nie etwas hat erfahren können… Ein Film, der in grauenhaften Szenen das
nachspielt, was angeblich ein wirklich stattgefundener Fall war…
Warum ein Seminar zu diesem Thema?
Das Thema Exorzismus, Teufelsaustreibung und Besessenheit durch Dämonen ist sicher
alles andere als Stoff für ein angenehmes Plauderstündchen. Steil stehende Nackenhaare,
gruselige Gänsehaut und ansonsten der Schauer des Bösen – das ist es ganz und gar
nicht, was die Theologen der Universität der Legionäre Christi mit ihrem Seminar erreichen
wollen, erklärt der Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Regina Apostolorum,
Pater Thomas Williams. Vielmehr hätten zwei Faktoren die Fakultät zur Einrichtung
des Seminars gebracht:
„Der eine war das Anwachsen von Satanismus in Italien und auch in der restlichen Welt,
es gibt einfach ein wachsendes Interesse an diesem Kult. Zweitens hatten wir die Sorge,
dass Priester unter Umständen nicht fähig sein würden, mit diesem Phänomen umzugehen,
weil in der Ausbildung dieses Thema ausgeklammert wird.“
Grundsätzlich hält die Kirche an der Ansicht fest, dass Menschen vom Teufel oder von
Dämonen besessen sein können. Schließlich findet sich das ja auch mannigfach in der
Bibel. Jesus Christus selbst führt Dämonenaustreibungen durch, wird vom Teufel in
Versuchung geführt und bemächtigt seine Jünger, Dämonen auszutreiben. Der Exorzismus
wiederum ist eine liturgische Handlung eben für diese Austreibung von Dämonen, die
sich aus Gebeten an Gott zur Hilfe für die besessene Person als auch aus Befehlen
an den Dämon, die Person zu verlassen, zusammensetzt. Das derzeit gültige Rituale
für dieses Gebet, also das entsprechende römische Gebetbuch, stammt aus dem Jahr 1999,
es löst den Vorgängertext aus dem Jahr 1614 ab. Das Kirchenrecht regelt, wie ein Bischof
die Frage des Exorzismus zu händeln hat. In Canon 1172 heißt es:
Can. 1172 — § 1. Niemand kann rechtmäßig Exorzismen über Besessene aussprechen, wenn
er nicht vom Ortsordinarius eine besondere und ausdrückliche Erlaubnis erhalten hat.
§ 2. Diese Erlaubnis darf der Ortsordinarius nur einem Priester geben, der sich durch
Frömmigkeit, Wissen, Klugheit und untadeligen Lebenswandel auszeichnet.
Rund 70 Exorzisten arbeiten in Italien
In Italien gibt es solche Exorzisten als ständige Einrichtung in vielen verschiedenen
Diözesen. Am bekanntesten von ihnen dürfte der römische Exorzist Pater Gabriele Amorth
sein, der von sich selbst sagt, dass er in seinem Leben bereits um die 60 000 Dämonen
vertrieben habe. Immer wieder melden sich auf dem italienischen Stiefel Menschen bei
Priestern, die vorgeben, vom Teufel besessen zu sein. Natürlich gibt es davon keine
offiziellen Zahlen. Eine italienische Zeitung behauptet allerdings, es seien rund
500 000 pro Jahr, die vorstellig würden. In unseren Ländern hingegen sind Exorzismen
nicht üblich. Vor allem wegen des Falles von Anneliese Michel von 1976, als die junge
Frau bei einem langandauernden Exorzismus ums Leben kam. Die Priester und die Eltern
der angehenden Religionslehrerin aus dem Bistum Würzburg wurden wegen unterlassener
Hilfeleistung verurteilt. Anneliese Michel hatte tagelang keine Nahrung zu sich genommen,
angeblich weil die Dämonen ihr das verboten hatten. Außerdem riefen die Verantwortlichen
keinen Arzt, obwohl doch auch Verdacht auf Epilepsie bestand. Die Deutschen Bischöfe
sagten daraufhin, dass man mit Exorzismen und ähnlichem sehr vorsichtig sein müsse…
Aber was hat man sich unter einem Exorzismus vorzustellen? Wie geht das Ganze vor
sich? Grundsätzlich muss man sagen, dass das Handbuch für die Exorzismen ausdrücklich
sagt, dass bei einer Person, die angibt, von Dämonen besessen zu sein, oder von der
andere meinen, sie sei besessen, erst einmal alle ärztlichen und psychologisch-psychiatrischen
Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen. Bringen die allerdings keine Erfolge, kann
zur Anwendung eines Exorzismus gegriffen werden… Pater Francesco Bamonte ist ein bekannter
Exorzist in Italien, der bei dem jüngsten Seminar bei den Legionären Christi auch
als Dozent auftritt. Er erklärt, wie er sich im Allgemeinen einem Fall nähert:
„Normalerweise haben die Leute, die zu uns kommen, schon eine lange Reihe von Ärzten
hinter sich, von Psychologen und Psychiatern. Ich persönlich bitte sie immer um die
medizinische Diagnose. Oft findet man in diesen medizinischen Berichten dann Unsicherheiten,
Zweifel, sie sprechen von ‚untypischen Phänomenen’. In einem solchen Fall fragen wir
Exorzisten nach der Erfahrung in der Vergangenheit, vor allem was die Welt des Okkultismus
angeht. Zum Beispiel, ob die Person Zauberer besucht hat, ob sie Spiritismus betrieb,
ob sie in der Familie jemanden hatte, der sich der Magie verschrieben hatte, ob sie
mit satanischen Sekten Kontakten hatte, ob sie – auch wenn nur aus Neugierde – an
Riten des Satanismus teilgenommen hat. Diese Untersuchung zeigt oft, dass die Ursache
von gewissen seltsamen Beschwerden oder von ungewöhnlichen Phänomenen der Okkultismus
in seinen unterschiedlichen Formen ist. Wenn man eben feststellt, dass es sich um
einen psychischen Defekt handelt, dann rät man den Leuten, sich an einen Psychologen
oder einen Psychiater zu wenden, aber immer, indem man diese Person daran erinnert,
dass sie ein christliches Leben führen sollte, dass sie Gott nahe sein sollte.“
"In Deutschland kaum Besessenheiten"
Viele Phänomene lassen sich psychologisch erklären. Das sagt auch der deutsche Palottinerpater
und Psychologe Jörg Müller, der im Palotti-Haus in Freising Menschen therapiert, die
zu ihm mit der Sorge kommen, von Dämonen besessen zu sein:
„Wir haben hier in Deutschland kaum Besessenheiten, wir haben mehr psychologische
Probleme. Es rufen bei uns im Schnitt 300 Leute an im Jahr und fragen nach Befreiung
von Flüchen und Besessenheiten. Bei näherem Bohren ergibt sich daraus aber meistens
eine Problematik der Psyche: Zwangsneurosen, Angstneurosen, projektiver Hass. Sie
deuten die Symptome als Besessenheit. Ich kenne seit dreißig Jahren keinen wirklich
besessenen Patienten außer Anneliese Michel in Klingenberg. Wir haben vorwiegend Probleme
der Psyche, die aber aus dem Raster der Psychiatrie fallen. Das heißt, die werden
medikamentös behandelt, aber es hat keinen Erfolg, es greift nicht. Wir haben festgestellt,
dass sehr viele Leute in der Kindheit missbraucht worden sind. Der Missbrauch zeigt
dann Symptome später, die man sehr rasch der Besessenheit zuordnet.“
Wie auch der italienische Exorzist so sagt auch der deutsche Psychologe, dass gerade
die Teilnahme an okkulten oder spiritistischen Praktiken viel auslösen kann. Kann
es sein, dass man sich dann eine solche Besessenheit einbildet?
„Sowohl einbildet als auch wirklich bekommen kann. Ich bin von beidem überzeugt. Die
meisten bilden es sich ein; sie kommen sogar mit dieser Alibi-Diagnose; sie möchten
besessen sein, um sagen zu können: ‚Ich kann nichts dafür, ich bin ja besessen! Sie
müssen jetzt beten!’ Das kommt sehr oft. Und wenn wir dann sagen: ‚Sie brauchen Therapie!’,
sind die stinksauer.“
Pater Müller sagt, dass viele, sehr viele Menschen meinen, von Dämonen besessen zu
sein, obwohl sie es gar nicht sind.
„Wir haben genügend Fälle bei uns in der Praxis auch, wo wir im vermeintlichen Glauben,
es sei eine Art Um- oder Besessenheit um Befreiung beten, aber es bewirkt gar nicht
viel, und erst die Therapie, die wir dann dranhängen, macht es. Das zeigt uns, dass
wir früher viel zu schnell den Teufel vermutet haben, eine Dämographie gemacht haben
und gar nicht gemerkt haben, dass neue Krankheitsbilder da sind, wie zum Beispiel
dissoziative Störungen, das sind jene Störungen, die eben bei Missbrauch entstehen,
Abspaltung der Gefühle. Die zeigen zum Teil Boarderline-Symptome, Psychosen, aber
auch Symptome der Dämonie, wie etwa Anspucken des Kreuzes, Grimassieren, den Priester
als Pfaffe bezeichnen. Dann glauben wir sofort: Besessenheit!! Aber die liegt erst
dann vor, wenn zum Beispiel eine Hellsichtigkeit unerklärlicher Form präsentiert wird
oder überdimensionale Kräfte der Physis.“
"Hellsichtigkeit, unmenschliche Kräfte, Verbrennungen beim Kontakt mit Heiligem"
Also: auch der Psychologe sagt, es gibt eben Dinge, die nicht mehr psychologisch zu
erklären sind. Wo die Schulpsychologie am Ende ist. Manch ein Arzt einer psychiatrischen
Klinik, erzählt er, habe ihm schon gesagt: Da können wir nichts mehr machen, da müsste
ein Priester her. Aber welche Kriterien legen denn Exorzisten an, um festzustellen,
ob eine Person wirklich vom Bösen besessen ist? Pater Bamonte sagt, es gibt da ganz
deutliche Anzeichen:
„Sprachen zu sprechen, die die betreffende Person nie gelernt hat – und zwar perfekt
und über einen langen Zeitraum, oder sie auch perfekt zu verstehen. Eine andere Sache
ist, wenn einer auf einmal Sachen weiß, die in großer Entfernung stattfinden oder
über eine Person, die man einfach überhaupt nicht wissen kann. Oder auch, wenn jemand
eine für sein Alter oder seine Konstitution absolut unmögliche körperliche Kraft hat,
zum Beispiel das Heben von Gewichten, die nicht einmal mehrere Personen gemeinsam
bewegen könnten. Dann ist da auch die Angst, ja der Horror vor dem Heiligen in einer
Person, die so normalerweise nicht ist und es auch nie war, die dann auch, wenn sie
Heiliges sieht oder hört, in Trance gerät und sich nicht mehr daran erinnert, was
sie tut und auf einmal beginnt, Wörter voll des Hasses, der Verachtung zu sagen, zu
fluchen. Andere Phänomene bei Leuten, die ich betreut habe, sind, dass sie während
des Schlafes Kratzer, Schläge abbekommen, dass sie am Morgen mit Verbrennungen auf
der Haut aufwachen oder sich verbrennen, wenn sie mit heiligen Dingen in Berührung
kommen. Das kann man halt mit der Psychiatrie einfach nicht erklären.“
Es gibt Phänomene jenseits der Psychologie, denen man mit medizinischen Mitteln einfach
nicht beikommen kann. Besessenheit durch Dämonen. Auch der Katechismus der Katholischen
Kirche unterstreicht ganz deutlich, dass man sich – vor einem Exorzismus – so gut
wie möglich sicher sein sollte, dass es sich um keine Krankheit handelt. Aber wie
geht denn dann ein Exorzismus vor sich? Pater Bamonte:
„Wir brauchen immer eine Gruppe von Leuten, vor allem müssen diese ein gutes geistliches
Leben mitbringen, sie müssen geistlich reif sein. Dann brauchen sie aber auch gute
Muskeln, um die Person festhalten zu können während der Sitzung, damit sie sich nicht
selbst etwas antun kann und auch nicht dem Exorzisten oder den anderen.“
Und dann spricht der Priester einige Gebete, zitiert die Heilige Schrift, außerdem,
so beschreiben es mehrere Exorzisten in ihren Büchern, verwenden sie Weihwasser oder
etwa Symbole wie das Kreuz. Pater Bamonte:
„Wenn er wirklich da ist, dann fällt die Person normalerweise in Trance, sie verformt
ihr Gesicht, verformt ihre Stimme. Dann zeigt er sich mit einer gewissen Herausforderung,
mit Verachtung gegenüber der Person, die er quält genauso, wie auch gegen den Exorzisten,
den er normalerweise auch stark bedroht. Oft bringt er auch Aussagen, die einfach
zeigen, dass er den Körper der Person, die von ihm besessen ist, zerstören will. Die
Pupillen sind normalerweise entweder komplett nach oben oder nach unten verdreht.
Es gibt da eben auch eine Erfahrung von uns Exorzisten. Wir können dann schon verstehen,
wenn solche Phänomene nicht von psychologischer Art sind. Ein Exorzist bekommt mit
der Zeit schon so ein ‚klinisches Auge’. Man hat schon öfters Personen, die sich einbilden,
besessen zu sein oder dann echte Besessenheiten nachzuspielen versuchen. Dann gibt
es auch welche, die noch tiefer da drin sind, das nennt man in der Psychologie ‚Dämonopathie’
oder ‚Dämonomanie’. Viele Leute lesen Bücher, sehen fern oder hören Radio und lernen
so, wie sich ein Besessener verhält und das dann vorgeben zu sein. Im Angesicht von
Schwierigkeiten des Lebens sagen sie dann, sie seien besessen... Oft sind da auch
die, die aus Verzweiflung heraus oder um bestimmte Verhaltensweisen zu rechtfertigen,
vorgeben besessen zu sein, auch oft, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Deshalb ist es
wichtig, dass ein Anfänger als Exorzist sehr vorsichtig ist, um nicht in diese Fallen
zu tappen.“
Befehl an den Teufel oder Befreiungsgebet?
Keine Frage – Exorzismen sind alles andere als angenehme Gebetsformen. Seit 1999 gibt
es, wie gesagt, das neue Rituale, das genau festlegt, wie ein solcher Exorzismus vor
sich zu gehen hat. Klemens Richter ist Professor für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen
Fakultät der Universität Münster:
„Das Kernstück dieses gottesdienstlichen Handelns ist es, den Teufel auszutreiben,
ihm also zu befehlen, er möge seinen Namen nennen, er möge aus dem Besessenen ausfahren.
Das war im Mittelalter sicher auch eine selbstverständliche Überlegung. Die Frage
ist, ob das im Jahre 2005 noch in der gleichen Weise möglich ist.“
Denn, so sagt der Theologe, die Riten des Exorzismus haben ihre Wurzeln in einer Zeit,
in der noch ein ganz anderes Weltbild vorherrschte, als es heute der Fall ist. Man
stand vor ganz anderen Phänomenen, die uns heute ganz leicht erklärbar, sind, sehr
ratlos:
„Das ist im Mittelalter, glaube ich, auch sehr verständlich. In einer Zeit, in der
man über bestimmte Krankheitsphänomene – man denke an Epilepsie oder ähnliches – keine
Kenntnis hatte, da lag es doch nahe zu sagen: Das ist Teufelswerk! Das sind Dämonen,
die wir austreiben müssen!“
Der Theologe sagt sehr deutlich: Es gibt Menschen, die sich bedrängt fühlen und die
es vielleicht auch sind. Wichtig ist ihm vor allem: In einer Liturgie sollten Gebete
an Gott gerichtet werden, nicht Befehle an Dämonen ausgesprochen werden. Und vor allem:
Absolute Sicherheit ist wichtig. Man müsse sagen können: Diese Person ist besessen!
„Wenn man das nicht sagen kann, kann man diesen Exorzismus, einen Befehl an den Bösen
nicht aussprechen, zumal unter Umständen etwas Schreckliches erreicht wird, nämlich
dass erst dem Betroffenen etwa durch das Sagen: ‚Weiche von ihm Satan, fahre aus,
Teufel’ noch einmal zugesprochen wird, dass er wirklich vom Teufel besessen ist, obwohl
man dieses nicht mit Sicherheit sagen kann.“
Der schon erwähnte Fall von Anneliese Michel von 1976 lehre doch, dass man da sehr
vorsichtig vorgehen muss, so Klemens Richter:
„Keine Frage ist es selbstverständlich, dass Menschen, die sich vom Bösen besessen
fühlen, besetzt fühlen, die Hilfe der Kirche erfahren müssen, das auch gottesdienstlich
erfahren sollen. Von daher würde ich meinen – und das übrigens in Übereinstimmung
mit einer Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, die 1984 schon zu diesem Ergebnis
gekommen ist –, sinnvoller ist eine Liturgie zur Befreiung vom Bösen.“
Eine solche Liturgie, unterstreicht Klemens Richter, gehöre dann auch in den Bereich
der Krankensakramente. Bis heute gibt es keine deutsche Übersetzung des Exorzismushandbuches.
Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz hat im Jahr 2003 noch einmal unterstrichen,
dass man in der Frage der Exorzismen sehr aufpassen müsse. Aber die Liturgiekommission
hat nun doch den Auftrag zur Übersetzung erhalten.
Spiritismus, Okkultismus und Schwarze Messen auf einem wachsenden Markt
Das Problem der Exorzismen lässt sich nicht leicht fassen. Warum überhaupt finden
Satanismus, Okkultismus und Schwarze Messen heute einen immer wachsenderen Markt?
Palottinerpater Jörg Müller sagt, es gebe da mehrere Faktoren; zum einen sei da die
Tabuisierung, die das Thema Exorzismus zumindest in unseren Breiten nach dem Fall
Michel erhalten hat:
„Zum zweiten haben die Medien, die Filme, das immer sehr hochgespielt: Rosemary’s
Baby, Der Exorzist, Diamon 2 und so weiter. Und jetzt die ganzen esoterischen Geschichten.
Da neigt der Mensch zu einer pseudomystischen transzendentalen Suche, weil er im Herzen
eine große Lücke hat. Der Glaube ist weggerutscht, sie suchen einen Ersatzglauben
in dieser Form der okkulten Experimente, Tischerücken und dergleichen mehr, und unterscheiden
dann nicht mehr zwischen reiner Esoterik, Spiritismus, Satanismus... Das ist ein Abwasch
dann. Die wollen einfach mal Erfahrungen des Jenseitigen machen und spielen rum.“
Warum gibt es in Italien, in Frankreich, in Mexiko und in vielen anderen Ländern viele
Fälle von Exorzismen, während der deutsche Sprachraum quasi frei davon ist? Noch einmal
Psychologe und Therapeut Müller:
„Ich vermute mal, dass das von Kultur zu Kultur verschieden ist. Wir haben auffallend
viele Afrikaner und Asiaten, auch Jugoslawen, die bei uns anfragen. Die kennen den
bösen Blick noch, die haben eine Menge Probleme und interpretieren sehr schnell ihre
Schicksalsschläge als Folge von bösem Blick zum Beispiel. Dann gehen wir nach in der
Anamnese, prüfen das Ganze und stellen bei etwa zehn Prozent der Anfragenden fest:
Da ist was, wir müssen was tun, laden die ein zum Gebet und machen das auch. Aber
10 % heißt: bei 300 Anfragen bleiben 30 übrig.“
Ich schließe mit Worten aus Psalm 91:
Wer im Schutz des Höchsten wohnt und ruht im Schatten des Allmächtigen, der sagt zum
Herrn: Du bist für mich Zuflucht und Burg, mein Gott, dem ich vertraue. Er rettet
dich aus der Schlinge des Jägers und aus allem Verderben.
(Ludwig Waldmüller)
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