Spanien hielt heute Mittag für fünf Minuten den Atem an. Millionen Menschen standen
im Gedenken an die 192 Toten still, die dem terroristischen Anschlag auf mehrere Bahnhöfe
und Gleisstrecken heute vor einem Jahr zum Opfer gefallen waren. Am 11. März 2004
hatte plötzlich auch Europa seinen 11. September.
Um 7 Uhr 39, zum Zeitpunkt des Anschlags, läuteten alle Kirchenglocken Madrids gleichzeitig.
An der zentralen Gedenkveranstaltung nahmen unter anderen König Juan Carlos, der spanische
Regierungschef Jose Luis Zapatero sowie UN-Generalsekretär Kofi Annan teil. Viele
Angehörige der Toten und Verletzten waren bei den offiziellen Feierlichkeiten nicht
dabei, in ihren Augen wird das Gedenken für politische Zwecke missbraucht. Genau davor
warnt auch der spanische Kurienkardinal Juliàn Herranz, Präsident des päpstlichen
Rates für die Interpretation von Gesetzestexten, gleichsam Chefjurist des Vatikans.
Die Instrumentalisierung eines derart grausamen Attentates durch politische Gruppen
sei respektlos, so Herranz an die Adresse spanischer Politiker. Wenn ein Unglück dieses
Ausmaßes geschehe, müsse das vielmehr zu einem Schulterschluss über die politischen
Differenzen hinweg führen.
(efe 11.03.05 gs)