Kirchliche Türkei-Experten sehen sich durch jüngste Vorfälle in Ankara bestätigt.
Dort haben Polizisten auf Demonstrantinnen eingeschlagen und sie mit Knüppeln malträtiert
- und das ausgerechnet in dem Moment, als hohe EU-Vertreter zu Besuch in Ankara waren.
Otmar Oehring ist Menschenrechts-Experte beim deutschen Hilfswerk Missio. Er hält
es für gut möglich, dass die Eskalation in Ankara von gewissen gestrigen Kräften gesteuert
war, die zeigen wollen, dass sie noch da und immer noch mächtig sind. Zum Verhältnis
Türkei-EU meint Oehring:"Ich denke, dass es da durchaus von beiden Seiten zu einer
gewissen Abkühlung gekommen ist. Die Europäer haben sich auf etwas eingelassen, was
sie vielleicht am 17. Dezember noch nicht so haben absehen können. Mittlerweile sehen
sie natürlich, dass es bei vielen Themen überhaupt nicht weitergeht - auch in Sachen
Religionsfreiheit und nicht-islamische Minderheiten hat sich ja wirklich überhaupt
nichts bewegt bis in die letzten Tage hinein. Die Skepsis, die mittlerweile europäische
Politiker aller Couleur an den Tag legen, ist durchaus berechtigt."
Oehring, der in der Türkei aufgewachsen ist, hält es für möglich, dass die EU die
Aufnahme der Beitrittsverhandlungen - eigentlich für Oktober geplant - jetzt verschieben
wird.
(rv 09.03.05 sk)