Viele Worte werden für und über die Krisenregion Darfur gemacht, aber es folgen kaum
Worte. Das ist der Vorwurf des Präsidenten der Kommission der Afrikanischen Union,
Alpha Oumar Konaré, an die internationale Gemeinschaft. Vor Journalisten forderte
der Politiker in Addis Abeba die Partnerländer auf, an der Seite der Afrikanischen
Union zu stehen und - so wörtlich "heute" zu intervenieren, "nicht erst morgen". Aus
Darfur selbst kommt derweil der Alarm des Malteser-Hilfsdienstes: Eine Kinderlähmungsepidemie
bricht gerade aus, rund 200 Fälle sind schon bekannt. Eine sehr beunruhigende Nachricht,
sagt die Nothilfe-Koordinatorin der Malteser in Darfur, Birke Herzbruch:
"Aufgrund der Zahlen hat man nicht den Eindruck, dass es sich wirklich um etwas
weltbewegendes handelt, aber für diese Menschen ist das schon etwas! Zweihundert Fälle
sind sehr, sehr viel. Wenn man bedenkt, dass der Sudan bis 2001 poliofrei war, dass
es überhaupt keine Polio-Fälle gab. Sie müssen sich nur vorstellen: Deutschland ist
seit Jahrzehnten poliofrei - und auf einmal haben Sie wieder die große Kinderlähmungs-Epidemie...
Es ist wirklich eine Epidemie, die hier zur Zeit herrscht."
Derweil ist das Impfen gegen Polio an und für sich nicht besonders schwer, sagt die
Malteser-Frau. Sicherlich, der Impfstoff muss eingeflogen und dann auch kühl gelagert
werden, aber es handelt sich ja grundsätzlich um die berühmte "Schluckimpfung", auch
wenn das Serum im Sudan etwas anders ist als das in unseren Heimatländern bekannte.
Ein Problem trat allerdings in der letzten Zeit besonders auf: Durch ständigen Grenzverkehr
mit dem Tschad wurde von dort ein bisher im Sudan nicht bekannter Polio-Virus eingeschleppt,
der natürlich auch nicht durch die Impfung bekämpft wird. Vor allem aber besteht ein
Problem: Die meisten Betroffenen sind auf der Flucht. Birke Herzbruch:
"So einfach sich die Impfung auch anhört, es ist relativ schwierig, an die Menschen
zu kommen, weil die sehr weit verstreut sind. In Lagern, wo die Malteser auch aktiv
sind, sind wir bekannt, da ist es auch kein Problem, die Mütter mit ihren Kindern
zusammenkommen zu lassen und an der Gesundheitsstation die Impfungen vorzunehmen.
Wir gehen dort auch von Hütte zu Hütte, klopfen an und schauen nach, ob Kinder unter
fünf Jahren da sind, ob sie bereits geimpft wurden oder muss man bei ihnen eine Erstimpfung
vornehmen. Das muss alles notiert werden. Es ist ein relativ großer logistischer Aufwand,
aber es ist eine recht einfache Impfung als solche - anders als bei Impfungen gegen
Masern oder andere Krankheiten, wo wir wirklich mit Spritzen arbeiten müssen..."
(rv/misna 9. 3. 05 lw)