Papst Johannes Paul II. nimmt von seinem Krankenbett in der Gemelli-Klinik aus langsam
seine Arbeit wieder auf. Heute ernannte das Kirchenoberhaupt nicht nur einen mexikanischen
Bischof, sondern schickte auch – zum ersten Mal seit seiner Wiedereinlieferung ins
Krankenhaus - eine offizielle Botschaft an eine Kurienbehörde.
Die Botschaft ist an Kardinal Francis Arinze gerichtet, den Präsidenten der Gottesdienstkongregation,
deren Vollversammlung soeben im Vatikan tagt. Sie trägt die Unterschrift des Papstes
und ist mit dem Datum „3. März 2005, aus der Polyklinik Gemelli“ versehen. In dem
eineinhalbseitigen Schreiben spricht der Papst von seiner „liebevollen Nähe“ zu den
Teilnehmern der Versammlung und fordert eine besondere Wertschätzung der Predigt.
Sie sei bei der Neuevangelisierung eine wertvolle, für viele Christen sogar die einzige
Möglichkeit der geistlichen Bildung. Für die Liturgie insgesamt regte der Papst eine
bessere Vorbildung der Mitglieder in Pfarreien, Vereinigungen und kirchlichen Bewegungen
an.
Bis morgen tagt die Vollversammlung der Gottesdienstkongregation im Vatikan. Die rund
50 Kardinäle und Bischöfe sprechen über die Themen Predigt und liturgische Bildung
unter dem Motto „Ars celebrandi“, also die Kunst des Zelebrierens. Dazu Kardinal Arinze:
„Diese Kunst des Zelebrierens ist keineswegs eine akademische Frage. Es geht ja
nicht nur darum, die liturgischen Normen einzuhalten – das ist zwar wichtig, aber
das Grundanliegen ist eine Messfeier, die den Glauben des Priesters und der Gläubigen
zum Ausdruck bringt. Und zwar auf eine Weise, dass die Menschen, wenn sie anschließend
nach Hause gehen, sich sich genährt und gestärkt fühlen und am nächsten Sonntag, wenn
nicht am nächsten Tag, wiederkehren wollen. Eine Messfeier also mit Würde und Disziplin,
aber besonders mit Glauben und Hingabe.“
Ein Wort noch an die Zelebranten: Die Predigt sollte nicht zu lang sein – so die Ermahnung
des päpstlichen Verantwortlichen für den Gottesdienst:
„Das ist keine mathematische Frage, aber ich gebe zu bedenken, dass wir in den
Kirchen 80jährige Gläubige, aber auch 20jährige haben, ebenso wie 7jährige Kinder
– Wie lange, meinen Sie, können die ihre Aufmerksamkeit wach halten?“
(rv 03.03.05 gs)