Schon bevor das neue Buch von Papst Johannes Paul II. am kommenden Mittwoch in mehreren
Ländern gleichzeitig erscheint, hat es heftige Reaktionen in Deutschland hervorgerufen
Scharfe Kritik löste der darin ausgeführte Vergleich zwischen Abtreibung und Holocaust
aus.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, bezeichnete den Vergleich schlicht
als "unzulässig". Die Spitze der katholischen Kirche habe nicht begriffen, dass man
die Judenvernichtung nicht in die Nähe von Schwangerschaftsabbrüchten rücken könne.
Es gebe einen "gewaltigen Unterschied zwischen einem fabrikmäßigen Völkermord und
dem, was Frauen mit ihrem Körper tun". In dem Buch heißt es, die Vernichtung der Juden
habe nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes zwar aufgehört. "Was jedoch
fortdauert, ist die legale Vernichtung gezeugter, aber noch ungeborener menschlicher
Wesen." Zudem vergleicht der Papst in dem Band mit dem Titel "Erinnerung und Identität"
die Bevollmächtigung Hitlers durch ein gewähltes Parlament und den darauf folgenden
Holocaust mit modernen Parlamenten, die Abtreibung legalisieren.
Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Volker Beck warf dem Papst daraufhin Volksverhetzung
vor. Die Gleichsetzung von Holocaust und Abtreibungsproblematik sei genau so unerträglich
wie das Wort Holocaust, sagte er der Berliner "Netzeitung".