Nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse im Irak gibt es neben vielen optimistischen
Stimmen durchaus auch Skepsis. Für Angehörige der Minderheiten etwa könnten die Schwierigkeiten
jetzt erst richtig anfangen - befürchtet der Nahostexperte des kirchlichen Hilfswerks
missio, Harald Suermann. Gerade auch für die Christen - die im Irak drei Prozent
ausmachen - könnte sich die Lage verschlechtern. Denn: Nachdem die Schiiten als Sieger
aus den Wahlen hervorgegangen sind, könnte sich der Irak zu einem islamischen Staat
entwickeln, betont Suermann:
"Es gibt noch keine Verfassung, wo die Religionsfreiheit drin verankert ist. Aber
selbst wenn es die gäbe, ist das noch nicht die gesellschaftliche Realität. Es ist
die eine Seite die Verfassung, wo die Religionsfreiheit niedergeschrieben ist, auf
der anderen Seite ist eine gesellschaftliche Realität. Die ist im Moment noch nicht
so, dass man sagen könnte, dass die Christen prinzipiell als Minderheiten anerkannt
sind oder als gleichberechtigte Staatsbürger. Es wird aufgrund des Glaubens, aufgrund
der christlichen Vorstellung durchaus gegen die Christen vorgegangen in einigen Gebieten
von einigen Gruppen. "
Damit die Christen aktiv den Staat mitgestalten können, sind sie vorerst auf den guten
Willen der Schiiten und der Kurden angewiesen, so Suermann werde. Nur wenn der Irak
ein säkularer Staat werde, sei es für die Christen möglich, im Irak zu bleiben.
(rv 15.02.05 wh)