Großbritannien: Kirchl. Segen für Charles und Camilla
Charles heiratet Camilla - auf diese Nachricht reagiert die anglikanische Kirche mit
verhaltener Zustimmung. Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, der Primas der anglikanischen
Weltkirche, war am Kompromiß über die genaue Form der Heirat mitbeteiligt. Er nennt
ihn jetzt "das Richtige für die beiden, für die Institution der Ehe, für die Monarchie
und für die Kirche".
Eine kirchliche Wiederheirat von Geschiedenen ist in der anglikanischen Kirche nicht
möglich. Charles, der als König einmal nominelles Oberhaupt der Anglikaner wäre, kann
es sich nicht leisten, die Staatskirche vor den Kopf zu stoßen. Bei seiner zivilen
Hochzeit Anfang April in Windsor Castle wird es also keinen Bezug auf Gott, kein Gebet
und keinen religiösen Akzent überhaupt geben. Erst nach der Zeremonie kommt es in
der St.-George-Kapelle des Schlosses zu einer Segnung des Paares - das ist das Maximum,
das die anglikanische Kirche seit ein paar Jahren bei einer Wiederheirat von Geschiedenen
erlaubt. Diese Segnung wird Erzbischof Rowan Williams selbst durchführen.
Williams war es, der Charles und Camilla zu einer zivilen Heirat gedrängt hatte, um
das Ärgernis eines Mätressen-Verhältnisses zu beenden. Der anglikanische Bischof von
Hereford, Anthony Priddis, sagt sehr deutlich, dass die Segnung des Paares "keine
Anerkennung von allem, was da passiert ist, bedeutet, sondern einen neuen Anfang.
Die Praxis der Kirche von England gegenüber der Heirat von Geschiedenen wird sich
nicht ändern."
Einige Gruppen innerhalb der anglikanischen Kirche kritisieren allerdings die Hochzeit.
Die Gruppe "Reform" sieht Charles` moralische Autorität beschädigt, sollte er einmal
die Kirche leiten. Die "Evangelische Allianz" bezweifelt offen seine Eignung zu einem
solchen künftigen Ehrenamt. -
Traditionalisten haben dem Prinzen von Wales derweil noch eine weitere Falle aufgestellt.
Sie fordern ihn auf, keine moderne Sprache bei der Segnung zuzulassen. Das ist heikel,
weil Charles Schirmherr einer Gruppe ist, die den Gebrauch eines Gebetbuchs aus dem
17. Jahrhundert propagiert. Rowan Williams will stattdessen aber das neue anglikanische
Gebetbuch benutzen. Vielleicht findet ja die ab heute tagende anglikanische Generalsynode
einen Kompromiß?
(times 14.02.05 sk)