Der Papst hat heute in seinem Krankenzimmer in der römischen Gemelli-Klinik das Aschenkreuz
empfangen. Das war aus Klinik-Kreisen zu erfahren. Der italienische Kardinal Camillo
Ruini, der heute mit dem Papst über das Bistum Rom sprach, erklärte hinterher, er
habe Johannes Paul "in richtig guter Verfassung vorgefunden".
Mit dem nächsten Bulletin über den Gesundheitszustand Johannes Pauls wird erst morgen
gerechnet. Der Papst leidet an einer Entzündung der Atemwege; deswegen war er Dienstag
vor einer Woche in die katholische Klinik am Stadtrand von Rom eingeliefert worden.
Der öffentliche Auftritt des geschwächten Papstes am letzten Sonntag befeuerte dann
eine Debatte über einen möglichen Rücktritt des Kirchenoberhaupts. Vatikan-Kardinal
Giovanni Battista Re meinte gestern abend, es zeuge von "schlechtem Geschmack", über
einen möglichen Rücktritt zu diskutieren, solange der Papst noch im Krankenhaus liege.
Der argentinische Kardinal Jorge Mejia, ein Studienfreund Johannes Pauls, meinte hingegen,
generell liege der Rücktritt eines Papstes "durchaus im Bereich des Möglichen".
Vatikan-Kardinal Paul Poupard meinte in einem Interview, er habe "nicht mehr Informationen
über den Gesundheitszustand des Papstes" als die Journalisten. Poupard zeigte sich
besorgt, dass dem Papst angesichts des Medieninteresses überhaupt keine Privat-Sphäre
mehr bleibe. "Natürlich" beginne man die Fastenzeit im Vatikan jetzt unter dem Eindruck
der Krankheit des Papstes.
Der Pariser Kardinal Jean-Marie Lustiger erklärte, einen möglichen Rücktritt müsse
der Papst "mit seinem Gewissen ausmachen"; er könne das aber "nicht halten wie ein
Fußballtrainer". Lustiger zeigte sich überzeugt, dass Johannes Paul "durchhalten"
werde. Seine Schwäche öffentlich zu zeigen, könne "für den Papst auch ein Zeichen
der Stärke sein".
(rv/la-croix/afp 09.02.05 sk)